Donnerstag 1. März 2012 Malaga – Almogia 10+12.5km

Nach meiner Ankunft gestern aus Zürich starten wir, das heisst mein Wanderfreund aus Österreich und ich den heutigen Tag mit einem feinen Frühstück in einer Bar gegenüber dem Geburtshaus von Picasso am Plaza de la Merced. Von hier geht es zur Santiago-Kirche, wo es den ersten Stempel in meinen Pilger-Pass gibt. Das ist der eigentliche Startpunkt des Weges, den ich dieses Jahr bis Baena laufe und irgendwann bis nach Santiago de Compostela weiter gehen werde. Es wurde mir aber empfohlen, statt durch die vielen Strassen dieser 1.5-Millionenstadt zu laufen, den Bus 21 nach Junta de los Caminos zu nehmen. Auf dem Weg zur Bushaltestelle komme ich zur Kathedrale, wo der zweite Turm aus Geldmangel nie vollendet wurde, und zur kürzlich renovierten Markthalle mit der schönen Glasmalerei. Nach 10km Busfahrt liegt die Grossstadt hinter uns und der Ort ist schon sehr ländlich. Auf der kaum befahren Strasse gehts flott hinunter zur Brücke über den Fluss "Rio de Campanilla" und logischerweise nachher hinauf. Das Hinterland von Malaga ist für uns überraschend hügelig und bis zum Tagesziel geht es auf schönen Naturwegen weiter. Dazwischen kommen wir zu einem ganz kleinen Ort "Los Suizos". Mit dem Wetter haben wir Glück: die Sonne scheint, ab und zu etwas Wolken und auch einmal ein paar Tropfen, die man aber noch nicht Regen nennen kann. Nach 12.5 km und 500 Höhenmetern erreichen wir Almogia an einem Hang und mit unvorstellbar steilen Strassen. Die Pensionen sind natürlich zuoberst im Dorf und geschlossen; aber zu unserer Überraschung gibt es hier seit einem Monat eine neue, schöne Herberge, die wir ganz für uns haben.

Freitag 2. März 2012 Almogia – Villanueva de la Concepción 20km

Heute regnet es am Morgen aber ich vermute, dass es nach dem Frühstück aufhört und so war es auch. Zudem würde es hier auch noch die Möglichkeit geben, auf direktem Weg 30km nach Alcaudete zu laufen. Wir entschieden uns für den Weg nach Villanueva. Heute sind die Hügel lieblicher und eine schöne Flora und blühende Mandelbäume zieren unseren Weg, der fast immer auf Naturstrassen und Pfaden verläuft. Die Gegend ist so dünn besiedelt, dass wir bis zum Tagesziel nur an vereinzelten Häusern und Bauernhöfen, aber an keinem Dorf vorbei kommen. Auf den letzten 5km beginnt es zu regen und wir laufen auf der Strasse. Die Wegmarkierung zeigt über Feldwege, aber da würde die Erde am Schuh kleben bleiben sodass jeder 1kg schwerer wäre. Im Dorf gibt es keine Pension, sondern nur Übernachtungsmöglichkeiten auf Matten im Schwimmbad. Das Ratshaus ist schon geschlossen aber trotzdem kommt jemand und führt uns zum Schwimmbad (das natürlich wieder zuoberst im Dorf liegt) und ruft die Person mit dem Schlüssel an. Super Service! Ausser uns ist niemand da und so verteilen wir uns auf 2 Räume und haben so praktisch Einzelzimmer. Höhenmeter der Etappe: ca.200.

Samstag 3. März 2012 Villanueva de la Concepción – Antequera 18km

Heute tangieren wir das 1171ha grosse Naturschutzgebiet "El Torcal", das mit seinen aussergewöhnlichen Karstformationen zu den beeindruckendsten Landschaften Spaniens gehört. Nach herrlichen Ausblicken über die Felder und Olivenhaine nähern wir uns einer eher voralpinen Landschaft bis auf etwa 1000MüM und haben auch einen schönen Blick auf den höchsten Punkt Camorro de las Siete Mesas mit 1336MüM. Erstmals treffen wir auch Wanderer an und zwar eine spanische Gruppe, die heute einen Tagesausflug macht und in einem Monat auf der nächsten Etappe weiterlaufen wird. Und schon bald erblicken wir unten in einer Ebene unser Tagesziel Antequera. Hier werden wir zweimal in einer einfachen Pension übernachten und am nächsten Tag die Dolmen, die Burg Alcazaba, die Stiftskirche Santa Maria und die älteste Kirche der Stadt San Francisco sowie die das Kloster Belén besuchen. Im Norden der Stadt liegt auch der Fels der Verliebten mit dem Profil einer schlafenden Frau und an dem die Legende einer tragischen verbotenen Liebe haftet. Höhenmeter der Etappe: ca.400.

Montag 5. März 2012 Antequera – Cuevas Bajas 27km

Nach dem gestrigen lohnenswerten Besichtigungstag zieht es uns heute zur Stadt hinaus. Erstmals kommen wir auch einmal in Cartaojal an einem Dorf mit einer Bar vorbei. Da gibt es einen herrlichen Kaffee. Die Gegend ist zuerst flach und wird später abwechslungsreicher und auch die Landwirtschaft wechselt ab mit Äckern, Feldern und Olivenhainen. Unser Picknick geniessen wir auf einem Modellflugplatz. In Cuevas Bajas, unserem Tagesziel gibt es keine Pension aber wir haben eine Telefonnummer für eine Übernachtungsmöglichkeiten erhalten. Hier stellt es sich heraus, dass es sich um die ganz neue Herberge der Gemeinde handelt. Auch hier sind wir die einzigen Gäste. Die Höhenmeter heute waren unbedeutend.

Dienstag 6. März 2012 Cuevas Bajas – Lucena 27km

Ein wunderbarer stimmungsvoller Morgen begleitet uns zum Rio Genil und zum nachfolgenden Anstieg. Schon bald sind wir in Encinas Reales und betrachten es als einen grösseren Ort, obwohl er nur etwa 2500 Einwohner zählt. Herausragende Sehenswürdigkeit ist eine frühere Eremitage, die heute eine Wallfahrtskirche ist. Nach dem Kaffee in einer Bar und dem Besuch des Bäckers machen wir uns wieder weiter auf den Weg, der uns unter der Autobahn durchführt in ein Tal. Irgendwann heisst es für mich: Schuhe ausziehen und durch den Rio Anzur durchwaten. Als wir in Lucena eintreffen, wussten wir noch nicht, dass der Weg zuerst noch kilometerlang durch ein Industrie- und Gewerbegebiet geht. In der Stadt finden wir eine einfache Pension und probieren am Abend die feinen Tapas in einer Bar. Höhenmeter: ca.150.

Mitwoch 7. März 2012 Lucena – Cabra 14km

Heute haben wir eine Halbtagesetappe geplant, damit wir vorher einen Stadtrundgang in Lucena machen können zum Palacio Condes de Santa Ana, zur Klosterkirche und Hotel Santo Domingo, zu den Kirchen San Mateo, Santiago und San Augustin, zur Burg Castillo del Moral und zum Haus de los Maqueses de Torreblanca. Von Lucena bis Doña Mencía verläuft der Weg auf der Via Verde Subbética, einem Rad- und Wanderweg auf dem früheren Trasse einer im Jahre 1985 stillgelegten Bahnlinie. Diese führte über 177km von Puente Genil nach Linares, wurde 1893 eröffnet und hatte 17 Bahnhöfe. Der Weg ist zu 2/3 der Breite asphaltiert und der Rest Natur. Oft verläuft parallel dazu ein landwirtschaftlicher Weg zur Bewirtschaftung der Olivenhaine. Beeindruckend sind die (zum Teil beleuchteten) Tunnels, Viadukte und einzelnen erhaltenen Gebäude der Bahnstrecke. Die Viadukte wurden von der Firma Daydé et Pillé in Creil konstruiert, welche heute zur Unternehmensgruppe Eiffel gehört. Beim ehemaligen Bahnhof Cabra zweigen wir ab hinunter zum Ort und übernachten in der kürzlich renovierten, empfehlenswerten Pension Guerrero. Auf dem Abendspaziergang durch das Städtchen kommen wir beim Viertel mit der Kirche Asuncion y Ángeles, dem Castillo de los Condes de Cabra und dem Platz mit den portugiesischen Zypressen vorbei und schliessen den Rundgang bei feinen Gambas in der Bar Gambas II ab. Unbedeutende Höhenmeter auf der heutigen Etappe.

Donnerstag 8. März 2012 Cabra – Baena 22km

Heute Morgen geht es weiter auf der Via Verde über imposante Viadukte und Tunnels und durch weite Olivenhaine bis Doña Mencía, wo es nun ein feines „Menú del Día“ im nahen Hotel neben der früheren Bahnstation gibt. Anschliessend geht es kurz und heftig steil bergauf und das wird oben mit einer schönen Aussicht belohnt. Der Weg schlängelt sich durch leichte Hügel hinunter nach Baena. Irgendwo schaut mich auch eine kleine Schlange von ca. 50cm an und verschwindet aber sofort im Steinmäuerchen. Baena ist eines der Gebiete der Olivenölgewinnung mit einer amtlich kontrollierten Herkunftsbezeichnung (Denominación de Origen. D. O.) und da werden Öle mit bester Qualität hergestellt. Heutige Etappe ca.260 Höhenmeter. An diesem Ort gibt es die Möglichkeit, den Weg weiter bis Cordoba und Merida zu gehen. Wir aber möchten diesen Weg in Granada beginnen. Am nächsten Tag besichtigen wir im Ort den schönen Plaza de la Constitutión mit dem Casa del Monte, das Casa de la Tercia, die Burg, die Kirchen Santa María la Mayor, Nuestra Señora de Guadeloupe und Kloster Madre de Dios, den Brunnen der früheren arabischen Quellen und das Olivenölmuseum. Wir schlendern durch malerische Gassen mit den weissen Häusern und geniessen die Aussicht über die Dächer von Baena. Am Nachmittag ist der erste Bus nach Granada bereits voll belegt und wir müssen noch 1½ Stunden bei einem Kaffee auf den nächsten Bus warten. In Granada fahren wir mit dem städtischen Bus ins Zentrum und finden ideal in der Nähe des Plaza Nueva und Plaza Sta.Ana gelegen die einfache, nette Pension Viena.