Der Camino del Estrecho führt von Algeciras bei Gibraltar an der Meerenge vorbei, dann ein wenig ins Landesinnere und bei Puerto Real an die Bucht von Cádiz. Er ist mit den typischen gelben Jakobswegpfeilen markiert für den Weg der Pilger von der Küste über Sevilla nach Santiago de Compostela.

 

Freitag 14. März 2014 Algeciras – El Pelayo 21km 09:15-17:30

Gestern Abend bin ich mit easyJet in Málaga angekommen und vom Flughafen direkt mit dem Bus nach Algeciras gefahren. Am Freitagmorgen begrüsste mich leichter Nieselregen bei 14°, der nach dem Morgenessen bald der Sonne Platz machte. Zuerst bummelte ich durch die Innenstadt vom Parque Maria Cristina mit den Resten eines Andalusischen Bades und der Stadtmauer am Rathaus vorbei zum zentralen Plaza Alta mit den Kirchen Nuestra Senora de la Palma und Virgen de Europa. Die naheliegende kleine Plaza de las Lágrimas bietet einen schönen Ausblick über die Hafenanlagen und auf den Felsen von Gibraltar. Der weitere Weg führte mich hinunter zur Plaza Nuestra Senora de la Palma mit der runden Markthalle Ingeniero Torroja und über das Viertel Villa Viejo und am Parque de las Acacias vorbei hinaus zum Vorort El Rodeo. Bald erreiche ich Getares mit seinem Strand und von da an steigt der Weg über die Militärpiste Nr.7 im Parque Natural del Estrecho bergan zum Schutzschild Las Pantallas aus dem zweiten Weltkrieg. Wald und Weiden mit den verschiedensten Pflanzen wechseln sich ab und immer wieder bieten sich wunderbare Ausblicke auf den Felsen von Gibraltar (426 m) oder auf den Berg Djebel Muza/Jebel Musa (842 m) am nördlichsten Punkt Marokkos. Die beiden Berge werden auch als die Säulen des Herkules/Herakles genannt weil sie von Herakles zur Markierung vom Ende der Welt gesetzt wurden. Mein Ziel El Pelayo liegt etwa auf 300 MüM und wo ich in einer guten Unterkunft übernachte.

Samstag 15. März 2014 El Pelayo – Tarifa 20km 08:00-16:00

Die heutige Etappe gefällt mir sehr. Anfänglich bleibt der Weg durch die schöne Landschaft und Flora bis zum Cerro del Tambor mit seinen Windenergieanlagen und einem alten Militärbunker mit Aussichtspunkt immer etwas auf der Höhe und eröffnet so oft herrliche Blicke auf die Meerenge von Gibraltar. Anschliessend geht’s hinunter nach Guadalmesí mit kleinem Strand und einem markanten alten Wachtturm aus der Epoche Felipe II (16.Jh.). Von nun an bis Tarifa führt der Weg immer entlang der nahen Küste und oft erinnern alte Militäranlagen an die stark bewachte Meerenge. An dessen Ende etwa 20km weiter in westlicher Richtung befindet sich auch das Kap Trafalgar, wo im Jahre 1805 die berühmte Seeschlacht stattfand. Die nette Kleinstadt Tarifa liegt am südlichsten Punkt des Europäischen Festlandes und der diffusen Grenze zwischen Mittelmeer und Atlantik und ist bei Windsurfern sehr bekannt sowie auch bei Reisenden, die die Fähren für die kurze Überfahrt in die Stadt Tanger in Marokko benützen. Gegen Abend war die Sicht so klar, dass man in etwa 15km Entfernung sogar die grossen Krananlagen des Containerhafens Tanger-Med sehen konnte. Nachdem ich ein einfaches Hostal bezogen hatte, schlenderte ich durch die Gassen, wo gerade Karneval mit Umzug und viel Musik war.

Sonntag 16. März 2014 Tarifa – El Lentiscal/Bolonia 21km 07:30-15:45

Heute beginnt meine Etappe entlang des grossen Strandes und Naturparkes Playa de los Lances mit einem kurzen Abstecher zur Hauptstrasse (wegen Flüssen). Bald zweigt es durch ein Kieferwäldchen wieder ab zum Strand und in Casas de Porro beim bekannten Spin-Out-Beach sorgen schon viele Wind- und Kitesurfer für regen Betrieb im Wasser. Bald wird es wieder ruhiger und einsamer und wo die Klippen beginnen geht mein Weg wieder leicht in die Höhe durch kleine Wäldchen auf meist sandigen Pfaden. Ich wollte früh in El Lentiscal sein und mein Appartement beziehen, damit ich im etwa 1km entfernten Bolonia die Resten der früheren römischen Stadt Baelo Claudia noch besuchen konnte.

Montag 17. März 2014 El Lentiscal/Bolonia – Tahivilla (Zarzuela) 21km 08:00-15:45

Zuerst geht es aufwärts entlang eines Hügelzuges bis wieder auf etwa 260 MüM. Ich geniesse nochmals die letzten Ausblicke auf den Atlantik und schaue dem Flug der Raubvögeln zu, die hier in den Sandsteinfelsen nisten. Es soll in der Gegend von den Gänsegeiern sogar 60 Paare geben. Diese können eine Flügelspannweite von bis zu 2.5 Metern haben und ohne Flügelschlag unter Ausnützung der Thermik Höhe gewinnen. Weitere Bewohner hier in diesem Naturpark sind Adler, Turm- und Wanderfalken, Eulen und Kauze. Der Feldweg schlängelt sich nun durch lichte Wälder und Blumenwiesen zu einem Bauernhof hinunter und von dort zu einem ausgedehnten Windenergiepark. Das Tagesziel ist ein Ort, welcher aus einem Dorfplatz mit Bar, Kirche, Lebensmittelladen, Post, Rathaus, einem Sekretariat einer Viehzuchtgenossenschaft und mit einigen darum herum liegenden meist netten Häuserzeilen sowie an der Durchgangsstrasse einer Bushaltestelle und einem Restaurant mit Hotel besteht. Leider ist unerwarteteterweise dieses Jahr das Hotel erst in der Hochsaison ab Juli geöffnet und sonst gibt es hier keine Übernachtungsmöglichkeit. Nach einigem Herumfragen fand ich zufälligerweise eine Übernachtungsmöglichkeit im 10km entfernten Zarzuela und einen Transport dorthin.

Dienstag 18. März 2014 Zarzuela (Tahivilla) – Benalup Casas Viejas 26km 07:15-16:00

Zuerst laufe ich auf der Strasse nach Venta del Retín und treffe dort wieder auf den Weg, der von Tahivilla her kommt. Beide Wege sind mit etwa 5km gleich lang und somit bedeutete dies für mich distanzmässig keinen Umweg. Die Gegend ist ziemlich flach und früher breitete sich hier die grosse Laguna de la Janda aus. Im letzten Jahrhundert wurde sie trocken gelegt und ein Bewässerungssystem ermöglicht heute eine ausgedehnte landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Mein Weg führt nun an einem solchen Kanal, dem Canal Colector del Este entlang und das Tagesziel in weiter Ferne ist auch schon sichtbar. An einsamen Bauernhöfen und weiteren Seitenkanälen vorbei geht es ganz langsam dem leicht über der Ebene auf einer kleinen Anhöhe gelegenen Benalup zu. Ich beziehe mein Hostal und mache einen kleinen Stadtrundgang, wobei die Kirche de Nuestra Señora del Socorro besonders hervorsticht. Benalup ist durch seinen Aufstand im Jahre 1933 mit 22 zivilen Todesopfern zum Symbol der anarchistischen Befreiung und zu einem Emblem der Bauernbewegung geworden und wird zudem weiter auch als die Wiege des Flamencos bezeichnet.

Mittwoch 19. März 2014 Benalup Casas Viejas – Medina Sidonia 19km 07:30-15:00

Medina Sidonia kenne ich von einem früheren Ausflug her und deshalb ist die heutige Etappe für mich etwas speziell, etwas wie heimkommen an einen, mir bereits bekannten Ort. Der Weg mündet bald in eine Naturstrasse, welche zunehmend zu einem Feldweg und später zu einem Pfad wird, bevor sie vor den beiden nächsten Dörfern Malcocinado und Los Badalejos wieder zu einer Strasse wird. Felder, Weiden, Heide und sanfte Hügel bieten mehr Abwechslung als die geraden Wege gestern. Als ich zwei Mountain-Biker treffe sagten sie mir, sie kämen aus der schönsten Stadt der Welt, aus Medina Sidonia. Also bin ich auf dem richtigen Weg. Unterwegs stehen zwei „soda“-Brücken in der Landschaft; die nenne ich so, weil sie einfach „so da“ stehen. Sie führen jeweils über Flüsse, die jetzt zurzeit aber ausgetrocknet sind. Der von den Phöniziern gegründete Ort liegt an einem Hügel etwa 200 Meter über der Ebene und besitzt zuoberst eine Burg, die von den Römern, Arabern, Christen und zuletzt von den Napoleonischen Truppen benützt wurde. Gerade richtig zur spanischen Mittagessenszeit treffe ich auf der Plaza España ein und genehmige mir unter einem Sonnenschirm mein verdientes Mal. Nach dem Zimmerbezug in einer nahen Pension führt mich mein Rundgang zum Kloster, wo Nonnen feines Gebäck verkaufen und wofür der Ort auch sehr bekannt ist. Mit dem Besuch der Burg mit der weiten Aussicht, den Resten der Keltensiedlung und der Kirche Santa María de la Coronada schliesse ich meinen Rundgang durch das malerische Städtchen ab.

Donnerstag 20. März 2014 Medina Sidonia – Meadero de la Reina 22km 07:45-16:00

Gestern schon traf ich auf den Corredor Verde Dos Bahías, ein Wanderweg von 93km Länge im Landesinnern von Puerto Real an der Bucht von Cádiz nach Los Barrios an der Bucht von Algeciras. Heute geht’s zum grössten Teil wieder weiter auf diesem Weg. Zwar ist in Puerto Real ebenfalls das Ende des Camino del Estrecho aber ich laufe heute nur bis Meadero de la Reina, weil sich dort der Weg mit der Via Augusta aus Cádiz vereinigt, auf dem ich dann übermorgen laufen will. Von Medina Sidonia geht es wieder hinunter in die Ebene und bald sieht man schon von weitem den Cerro del Berrueco, an dessen Fusse sich alte Gebäude eines stillgelegten Steinbruchs befinden. Der Weg führt durch leicht hügeliges, abwechslungsreiches Gebiet und an zwei Orten sind noch Flüsse zu überqueren, die aber so wenig Wasser führen, so dass ich trockenen Fusses auf die andere Seite gelange. In El Marquesado gäbe es auch bereits eine Busverbindung nach Cádiz via Chiclana doch reizt es mich, bis zum Kreuzungspunkt mit der Via Augusta zu gehen. In Meadero de la Reina nehme ich den Bus nach Puerto Real und steige dort um in den Bus nach Cádiz.

Ergänzende Detailinfos in Kurzform (2 Seiten; PDF-Dokument 144kB)
Ergänzende Wegbeschreibung (mit Unterkünften, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Banken)

https://www.dropbox.com/s/j4f0iz6sc2p5tga/TIPPS%20f%C3%BCr%20Camino%20del%20Estrecho.pdf