Der Camino del Sur beginnt in Huelva und endet in Zafra an der Via de la Plata. Er ist mit den typischen gelben Jakobswegpfeilen für die Pilger von der Küste auf dem Weg nach Santiago de Compostela markiert und führt nach Cañaveral de León in der Extremadura weiter.

 

Sonntag 30. März 2014 Huelva

Nachdem ich gestern Abend mit dem Zug von Sevilla in 1½ Stunden hierher gefahren bin, bummle ich heute durch die Stadt vom zentralen Plaza de las Monjas zum Gran Teatro und Palacio Mora Claros und zum Plaza de la Merced mit der Kathedrale, weiter zur Antigua Estacíon de Zafra und zu den alten Erzverladequais der Riotinto Company sowie zur Estacíon de Sevilla und zum Casa Colón mit dem Kongresszentrum. Am späteren Nachmittag fahre ich mit dem Bus zum Monumento a Colón und nach Palos de la Frontera, wo Kolumbus zu seiner Entdeckungsreise nach Amerika startete. Leider hatte Huelva beim grossen Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755 sehr gelitten und deshalb sind die meisten Gebäude erst nachher gebaut worden.

Montag 31. März 2014 Huelva – Trigueros 19km 08:00-14:30

Heute starte ich meinen Weg und da es regnet, genehmige ich mir am Stadtrand noch einen zweiten Morgenkaffee. Bald laufe ich durch den Parque Moret zur Stadt hinaus. Vom Park habe ich einen guten Ausblick auf den Fluss Odiel. Vorbei geht es an der Kapelle Nuestra Señora de la Soledad auf einer wenig befahrenen Strasse, die später zu einer Naturstrasse und nachher zu einem Feldweg wird. Schon seit alters her wurde in dieser Gegend auf vielen, grossen und weiten Äcker Weizen (auf Spanisch trigo/triguero…) angebaut und davon erhielt der Ort Trigueros auch seinen Namen. Die schöne Kirche im Zentrum ist ein historisches Monument mit nationaler Bedeutung.

Dienstag 1. April 2014 Trigueros – Valverde del Camino 27km 08:15-16:15

Heute und morgen laufe ich auf einem früheren Bahntrasse. Viele stillgelegte Bahnlinien in Spanien wurden zu Wander- und Radwegen ausgebaut, zu sogenannten Vías Verdes. Manchmal sind alte Gebäude der früheren Bahn noch erkennbar und ab und zu wurden auch neue Rastplätze eingerichtet. Die 49km lange Schmalspurbahnlinie von den Bergwerksminen in Buitron zum Hafen in San Juan del Puerto am Rio Tinto wurde 1870 eröffnet. Später kamen Verlängerungen und Abzweigungen zu den zahlreichen weiteren Bergwerken dazu. Heute ist es ein reizvoller Weg, geprägt anfänglich durch Ackerbau, später von Kiefern, Pinien, Eukalyptus, Eichen, Heide und Jaras. Am Ortseingang meines Tagesziels ziert ein grosser Lederstiefel einen Verkehrskreisel und mir fallen die vielen Schuhmacherbetriebe und Schuhläden auf. Dass es aber ein dafür weltberühmter Ort ist, erfahre ich erst später. Ursula Andress, Linda Evans, John und Bo Derek, die Prinzessinnen Kate Middleton von England und Mette-Marit von Norwegen reisten schon hierhin, um sich perfekte und massgeschneiderte Stiefel fertigen zu lassen. Aber auch Claudia Schiffer, Kate Moss, Catherine - Herzogin von Cambridge und viele weitere Prominente schwören auf die exquisiten von Hand gemachten Lederstiefel aus Valverde del Camino.

Mittwoch 2. April 2014 Valverde del Camino – Minas de Riotinto 27km 08:15-17:00

Ich könnte das, was ich über die Schönheit des Weges gestern schrieb, wiederholen (aber das will ich nicht). Rechter Hand beginnt nun eine baumreiche, hügelige Landschaft und tatsächlich sind es Luftlinie auch nur 50km zum Naturpark Sierre Norte. Ich erreiche am Nachmittag Zalamea la Real mit dem Kreuzungspunkt von zwei früheren Bahnlinien und über El Campillo mein Tagesziel Minas de Riotinto. Auch dieser Ort ist berühmt und zwar wegen seinen Mineralienvorkommen (vor allem Kupfer), die schon seit über 4000 Jahren dort abgebaut werden. 1875 begann die neu gegründete englische Riotinto Company im grossen Stil die Mine und die Arbeiter auszubeuten und Riotinto wurde innert zehn Jahren das grösste Bergbauzentrum der Welt. Durch die Erzkalzinierung unter freiem Himmel (in England war dies damals verboten) breiteten sich für Menschen und die Landwirtschaft giftige Dämpfe aus. Nach erfolglosen Gesprächen entwickelte sich 1888 eine Protestkundgebung, wo über hundert Zivilisten durch das Spanische Militär erschossen wurden. Nachdem ab 1950 der Bergbau zurück ging und 2001 die letzte Grube geschlossen wurde, ist nun in diesem Monat der Firma EMED Tartessus die Bewilligung zur Wiedereröffnung der Mine erteilt worden. Der Ort wurde aber in Spanien auch aus einem anderen Grund berühmt. Infolge fehlender Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten begann das leitende Personal, das zum grössten Teil aus England stammte, Fussball zu spielen. Zwar verboten die Mütter ihren Töchtern, den in kurzen Hosen spielenden Männern zuzuschauen. Dennoch begann sich das Spiel aber immer mehr auszubreiten und Minas de Riotinto wurde zur Wiege des spanischen Fussballs.

Donnerstag 3. April 2014 Minas de Riotinto – Aracena 28km 08:00-19:00

Die abwechslungsreiche Etappe ist geprägt vom riesigen Bergbaurevier, später wieder von Weiden und Wäldern, vom Damm über den Stausee von Gossan und dem etwas verträumt wirkenden Dorf Campofrío. Nun führt der Weg zum Fluss Odiel hinunter und dann stetig bergan durch eine hügelige Waldlandschaft. Vor Aracena beginnt der Naturpark Sierras de Aracena y Picos de Aroche und es dominiert wieder die Landwirtschaft. Vom Ort auf etwas über 700 MüM bin ich völlig überrascht. Erstmals seit Sevilla sehe ich Touristen, am Hauptplatz strahlt ein Casino seinen Glanz aus und über dem Ort erhebt sich eine alte Burg mit Kirche. Auch der Jamón Ibérico scheint hier eine sehr bedeutungsvolle Rolle zu spielen. Wahrscheinlich haben die Mineralienvorkommen und die gute strategische Lage über lange Zeit Aracena zu einem wichtigen Ort werden lassen und es konnte sich jetzt zu einer hübschen, touristischen Kleinstadt in den Bergen entwickeln.

Freitag 4. April 2014 Aracena – Cañaveral de León 25km 08:15-17:00

Am Morgen geht es innerhalb des Naturparks hinunter durch ein malerisches Tälchen zum Stausee von Aracena. Schattige Plätze bei der Brücke laden zur Rast ein bevor es einige Kilometer entlang einer Strasse weiter geht. Jetzt zweigt ein Landwirtschafts- oder Wanderweg ab entlang eines munteren Baches. Eine vielfältige Vogelwelt und Tiere am Wasser scheinen sich hier wohl zu fühlen. Cañaveral kontrastiert zum gestrigen Etappenort. An kommerziellen Einrichtungen gibt es 3 Bars, einen Laden und einen Bankschalter; eine Unterkunft finde ich in der Herberge der Gemeinde. Beim Rundgang fallen einem die vielen Brunnen und eine grosse Lagune inmitten des Ortes auf und tatsächlich war Wasser der frühere Reichtum des Ortes. Es wurde durch ein Netz von kleinen Kanälen verteilt und zum Antrieb von Mühlen und zur Bewässerung von Feldern verwendet.

 

Ergänzende Detailinfos in Kurzform (2 Seiten; PDF-Dokument 133kB)

Ergänzende Wegbeschreibung (mit Unterkünften, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Banken)

https://www.dropbox.com/s/78ezy0y9uhqh6ir/TIPPS%20f%C3%BCr%20Camino%20del%20Sur.pdf