Freitag - Sonntag 9. - 12. März 2012 Granada

Am Freitag sind wir mit Bus von Baena hergefahren und gönnen uns 2 Besichtigungstage in Granada, bevor wir den Weg am Montag beginnen. Wir wussten, dass es im März auf 700 MüM auch noch kühl sein kann und erleben am Morgen Temparaturen von 3 Grad. Bald wird jedoch die Kraft der Sonne spürbar. Als erstes besichtigen wir die Alhambra und Generalife, dann die Kathedrale, den Corral del Carbón, die königliche Kanzlei, den alten Seidenmarkt (heute Souvenirs), die Stadtviertel Albaicin und Sacramonte mit wunderbaren Aussichten auf die Alhambra, Generalife und Sierra Nevada.

Montag 12. März 2012 Granada – Pinos Puente 17km

Heute geht es auf den schönen und breiten Avenidas de la Constitutión und Andalucía zur Stadt hinaus und schon bald wird es wieder sehr ländlich. In Atarfe gefällt mir das Freiheitsdenkmal. Nachher geht es in der Nähe von Resten der Medina Elvira vorbei, das im 7.-10.Jh. ein Verwaltungsort war. Zwischen wehleidigem Blick zurück auf die Sierra Nevada und vorwärts auf unser Tagesziel geht es über eine weite landwirtschaftlich genutzte Ebene und bald überqueren wir die Grossbaustelle der zukünftigen Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke Huelva-Sevilla-Antequera-Granada-Almería. Pinos Puente soll der Ort sein, wo Kolumbus nach erfolglosen Vertragsverhandlungen in Granada auf seiner Abreise wieder eingeholt wurde und die Vertragsunterzeichnung mit der spanischen Krone für seine Expedition 1492 doch noch erfolgen konnte. Die Puente de la Virgen soll die einzige westgotische Brücke Spaniens sein, auch wenn alles darauf hinweist, dass sie von den Arabern im 10. Jh. gebaut wurde. Am Abend verliebte ich mich per Zufall in einen Wein aus Pedro Ximénez Reben der südlich von Córdoba zwischen Lucena und Castro del Rio liegenden, früher weltberühmten Region Montilla-Moriles. Diese Weine werden wie die Sherrys klassifiziert. Wann werde ich diesen "Fino" wieder treffen ... ?

Dienstag 13. März 2012 Pinos Puente – Moclín 15km

Eine wunderbare und abwechslungsreiche Strecke steht uns heute bevor; aber sie hat auch 750 Höhenmeter für uns bereit. Durch Olivenhaine auf guten Naturstrassen kommen wir zu einem kleinen, sehr schön gelegenen Ort mit einigen, leider scheinbar verlassenen Häusern vorbei. In Olivares stärken wir uns mit einem gemischten Salat und Fischteller und nehmen anschliessend den steilen Anstieg nach Moclín in Angriff. Die Gegend ist typisch voralpin und die Burgen und Wachttürme zeugen von einer bewegten Geschichte im Mittelalter. Tatsächlich ging das Desaster von Moclín und später der Guerra de Granada in die Geschichtsschreibung des Ortes ein.

Mittwoch 14. März 2012 Moclín – Alcalá la Real 23km

Schon am Dorfende sehen wir das heutige Tagesziel Alcalá la Real mit seiner, über der Stadt trohnenden Burg. Zuerst geht es bergab und am Fuente Malalmuerzo vorbei, in dessen Nähe sich ein ausgedehntes Höhlensystem befindet. Leicht hügelig, oft auf schönen Wanderwegen, einmal auf der Nationalstrasse, einmal im geschätzten Schatten einer Hecke geht es durch Wiesen, Äcker und Olivenhaine. Kurz vor Alcalá laufen wir gesprächig an einem gelben Pfeil, der uns nach links gewiesen hätte, vorbei. Zwar würde es eine Landstrasse geben aber es ist nicht unser Weg. Per Zufall erspähen wir (und dank dem Tele in meiner Kamera unzweifelhaft) in der Weite ein Steinkreuz und gemäss unserem Wanderbuch sollte dies der Weg sein. Also gehen wir am Rande der Äcker und über einen Bach wieder auf unseren Weg. Leider gibt es schon bald wieder eine Ungewissheit: sollen wir links oder rechts oder geradeaus? Mein Gefühl sagt geradeaus aber Spazierende meinen: links oder rechts. Unter Einbezug aller Informationen, Signale, Erfahrungen und Gefühlen plädiere ich für geradeaus, was sich schon bald als richtig herausstellt. Etappe: Über Alcalá tront die beeindruckende Festung La Mota mit der Iglesia Mayor Abacíal. Den Abend beschliessen wir bei einem Bier und dem Ohrwurm "We found love" von Rihanna in der nahen Bar. Etappe: 350 Höhenmeter.

Donnerstag 15. März 2012 Alcalá la Real – Alcaudete 24km

Und wieder eine schöne Etappe durch die Landschaft Andalusiens steht uns bevor. Im ersten Dorf treffen wir auf einen fahrenden Bäcker und da können wir einen "Znüni" (=Zwischenmahlzeit um 9 Uhr) kaufen und anschliessend auf einem Bänkli in Dorf verzehren. Bald zieht ein weiterer Pilger an uns vorbei und im kurzen Gespräch erfahren wir, dass er aus Passau ist. In Ventas de Carrizal bereichern wir im Supermercado unseren Lunch, machen im Dorfpark Mittagspause und gönnen uns in der nahen Bar an der Landstrasse einen Kaffee. Am Nachmittag wandern wir an einem Bach entlang und leicht ansteigend gewinnen wir wieder etwas an Höhe. Der Weg ist kaum zu verfehlen und beim Stadtrand treffen wir auf eine Eremitage. Wie fast bei jeder Stadt in dieser Gegend wird das Stadtbild beherrscht von einer Burg und innerhalb dessen Mauern von einer Kirche. Höhenmeter der Etappe: 200. An diesem Ort besteht die Möglichkeit, weiter nach Córdoba zu Pilgern; wir aber wollen zuerst 2 Tage auf der Vía Verde del Aceite wandern und nachher wieder weiter gehen. Deshalb fahren wir am nächsten Tag nach der Stadtbesichtigung mit dem Bus nach Jaén. Hier in Spanien bewundere ich immer wieder die generationenübergreifenden Aktivparks, wo neben den Spielgeräten auch Geräte zur Mobilitätserhaltung von älter werdenden Menschen installiert sind. Sie inspirierten mich, zuhause eine Eingabe an den Stadtrat zu machen, um auch bei uns in Winterthur solche Parks zu schaffen.