Donnerstag/Freitag 7./8. März 2013 Sevilla

Mit easyJet bin ich direkt ab Genf mitten im Nachmittag pünktlich in der viertgrössten Stadt Spaniens in Sevilla angekommen. Beim ersten Rundgang beeindruckte mich der moderne Metropol Parasol auf dem Plaza de la Encarnación, welcher als die grösste Holzkonstruktion der Welt gilt. Am nächsten Morgen schlendere ich zur Giralda. Das ist das Minarett der ehemaligen Hauptmoschee, dient heute als Glockenturm der Kathedrale und beherbergt 24 Glocken, wovon die älteste bald 600 Jahre zählt. Ein Muss für mich ist nun der königliche Alcázar, ein ursprünglich maurisches Fort, welches später mehrfach zum Palast erweitert wurde, 1987 zu einem Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde und der heute der älteste noch genutzte königliche Palast Europas ist. Das meiste ist im Mudéjar-Stil erhalten, der von den nach der christlichen Rückeroberung zurück gebliebenen Mauren noch weit bis ins 16. Jahrhundert geprägt wurde. Ich bummle weiter entlang dem Fluss Guadalquivir. Das ist der einzige schiffbare Fluss Spaniens und wurde zu Zeiten der Römer bis Córdoba befahren. Durch den Parque de María Luisa gelange ich zum Plaza de España. Ein halbkreisförmiges Gebäude und ein ebensolcher Kanal mit 4 Brücken, welche die vier alten Königreiche Spaniens repräsentieren umgrenzt den Platz. An den Wänden befinden sich Kachelornamente (Azulejos) mit Darstellungen der 48 spanischen Provinzen mit Landkarten, Mosaiken historischer Begebenheiten und Wappen der Provinzhauptstädte. Irgendwie befällt mich bei der Betrachtung eine Mischung aus Stolz und Zufriedenheit, da ich in 24 Provinzen schon einmal war und viele schöne Erinnerungen werden wach! Vieles in Sevilla hatte ich schon bei meinem Besuch 2010 gesehen und so gönne ich mir ein schmackhaftes Menú del Día und fahre am Abend mit dem Zug nach Córdoba.

Samstag 9. März 2013 Córdoba

Nach dem andalusischen Frühstück mit Toast, Tomatenbrei und Olivenöl, das mir alle Mineralien für den Tag liefert, besuche ich die mich sehr beeindruckende Mezquita-Cathedral. Die Moschee fasste im Endausbau nach der zweimaligen Erweiterung bis zu 40‘000 Gläubige. Córdoba war vor 1000 Jahren im Omaiyaden-Reich die Hauptstadt von Al-Andalus und zählte 1 Million Einwohner (heute 330‘000), 500 Moscheen, 50 Spitäler, mehrere 100 Bäder, eine Bibliothek mit 400‘000 Büchern und war neben Konstantinopel (heute Istanbul) die schönste und reichste Stadt Europas. Magisch zieht es mich zur Puente Romano über den Guadalquivir und zum Calahorra-Turm. Die Uferwege sind überflutet und in der Zeitung lese ich, dass es letzte Woche so viel geregnet hat, wie in den letzten 3 Jahren zusammen gezählt im Ganzen. Noch ahne ich nicht, was das in den nächsten zwei Wochen für mich bedeuten würde. Später besuche ich nochmals die Iglesia de San Bartolomé aus dem 15.Jh. wegen ihrer wunderbaren Mudéjarkunst und dann sehe ich mir die arabischen Kalifen-Bäder an, eine Städte, die ich letztes Jahr ausgelassen hatte. Am Nachmittag treffe ich auf eine Flamenco-Gruppe aus Pozoblanco, welche anlässlich einer Promotion für Produkte aus dieser Region da sind. Sie tanzen an verschiedenen Orten in der Stadt und lassen mich die spanische Lebensfreude spüren.

Sonntag 10. März 2013 Córdoba – Cerro Muriano 19km 09:00-16:30

Zwar bin ich bereits letztes Jahr diese Strecke gewandert, doch fand ich sie so schön, dass ich entschieden habe, meinen diesjährigen Weg in Córdoba zu beginnen. Der Regen hört nach dem Frühstück auf und bald verlasse ich die Stadt. Auf einem Weideweg geht es langsam durch Natur bergan zum ersten Dorf Torreblanca, wo ich einen geschätzten Kaffeehalt mache. Vorbei an einer Eremitage verläuft der Pfad durch eine die wunderschöne voralpine Landschaft und später auch an Eisenbahngeleisresten der 1992 stillgelegten Strecke vorbei. Am sonst trockenen Tag mit vielen dichten Wolken setzt abwechselnd leichter, kurzer Regen ein. Cerro Muriano ist seit der Römerzeit bis ins letzte Jahrhundert bekannt als ein Kupfererzabbaugebiet. In der Herberge gibt es eine Überraschung: der Leiter erkennt mich, da ich vor 4 Jahren in Arrés im Aragon schon einmal bei ihm übernachtete. Etappenhöhenmeter 450

Montag 11. März 2013 Cerro Muriano – Villaharta 21km 09:15-17:15

Die heutige Strecke ist unspektakulär, verläuft durch Weideland mit lockerem Baumbestand und oft in der Nähe der stillgelegten Bahnstrecke. In El Vacar esse ich in einer Bar Chorizo und Spiegeleier und mein Weg ist nachher oft nah neben einer Strasse. Später zweigt der Weg wieder ab und verläuft auf einem alten königlichen Viehtriebweg, der früher für die saisonale Wanderviehwirtschaft benutzt wurde. Dieser Weg hier war mit 800km der längste von allen und führte von Soria bis nach Sevilla. Diese „Cañadas Reales“ wurden durch ein königliches Edikt im 13.Jh. vor Missbrauch geschützt. Nun wird die Gegend wieder recht hügelig und führt zu einigen früheren Bädern und alten Quellen von Wasser mit therapeutischen Eigenschaften zum Heilen verschiedener Krankheiten. Ein kurzer Anstieg führt zum Tagesziel Villaharta an leicht erhöhter Lage am Hang. Das ist oft so am Schluss einer Etappe und ich nenne dies jeweils das Dessert des Tages. Etappenhöhenmeter 150

Dienstag 12. März 2013 Villaharta – Espiel 25km 08:50-16:45

Heute ist Dauerregen angesagt und so bleibt es auch bis zur Mitte des Nachmittags. Hinter dem Dorf öffnet sich eine äusserst reizvolle Landschaft und trotz dem Wetter bin ich gut gelaunt. Zum Glück hatte mir der Wirt im gestrigen Etappenort mitgeteilt, dass es 200 Meter flussaufwärts einen Steg über den Rio Guadalbarbo hat. Sonst wäre hier Schluss gewesen, denn der gemäss Reiseführer im Herbst trockene Fluss führt jetzt so viel Wasser, dass ein Durchqueren unmöglich ist. Die Gegend ist sehr einsam und so ungefähr jede Stunde komme ich an einem Bauernhof vorbei. Für mein Picknick am Mittag finde ich einen leeren Stall und kann mich so im Trockenen wieder stärken. Die Etappe gemäss Reiseführer mit 39km ist mir zu lang und so hatte ich von Anfang an geplant, die Etappe nach 18km zu unterbrechen und 7km weiter nach Espiel zu gehen. Inzwischen hat der Regen aufgehört und ich laufe zuerst entlang der Nationalstrasse, dann auf einer Landstrasse und einem Feldweg und zum Schluss auf einem Wanderweg meinem Tagesziel entgegen. Etappenhöhenmeter 150

Aufteilung der langen Etappe Villaharta-Alcaracejos auf 2 Tage

Wegbeschreibung zum Übernachten in Espiel (PDF-Dokument 25kB)

https://www.dropbox.com/s/83mebbztqsngimj/Espiel%20Beschreibung.pdf

Skizze für Weg zum Übernachten in Espiel (PDF-Dokument 87kB)

https://www.dropbox.com/s/ebelxchhp21y3et/Espiel%20Karte.pdf

 

Mittwoch 13. März 2013 Espiel – Alcaracejos 25km 08:00-18:15

Gestern liess ich mir ein Taxi reservieren, damit ich nicht nochmals den gleichen Weg zurücklaufen musste und so fahre ich nach dem Frühstück zurück an den Punkt, wo ich gestern meine Etappe unterbrochen hatte. Eigentlich wären es von hier nur 21km, aber heute zwingt mich der Fluss Cuzna zu einer Umkehr und zu einem zusätzlichen Umweg. Der Aufstieg zur Puerta del Calatraveño ist stetig, aber gemütlich und die Landschaft, die später in eine leicht wellige Gegend übergeht, finde ich bildschön. Als ich beim Fluss umkehren musste, orientierte ich mich an der Sonne, um die westliche Richtung zu finden, in der die Nationalstrasse liegen muss. Dort angekommen finde ich wieder eine andere Strasse in östlicher Richtung und ich gehe von der Annahme aus, dass es die mit der Brücke über den Fluss ist, was sich 2km später mit Genugtuung bewahrheitet und schon bald bin ich wieder auf meinem Weg. Wieder einmal erinnert mich die Landschaft an Bilder von Irischen Gegenden und nur während der letzten Stunde geht es noch auf einer geraden Naturstrasse dem Ziel zu. Etappenhöhenmeter 240

Donnerstag 14. März 2013 Alcaracejos – Hinojosa del Duque 22km 08:50-17:15

Heute gibt es wieder etwas mehr Zivilisation und so habe ich kein Picknick bei mir. Schon bald treffe ich in Villanueva del Duque ein, wo früher auch Gold gewaschen und Bergbau betrieben wurde. Auch merkt man an der Hausbauweise und an den Weidepfosten, dass hier viel Granit vorkommt. Weiden, Äcker, Olivenbäume und Steineichen prägen die Landschaft. Eine Flussdurchquerung meide ich, indem ich geradeaus weiter zur Landstrasse mit der Brücke laufe und beim nächsten Feldweg wieder auf meinen Weg einbiege. So langsam erinnere ich mich nun an das Bild vom Guadalquivir in Cordoba mit seinen überschwemmten Uferpromenaden. Die starke Regenzeit von letzter Woche machen hier alle problemlos zu querenden Flüsse zu einem Problem. In der Bar im nächsten Dorf Fuente la Lancha mache ich Halt für mein einfaches Mittagessen. Die Landschaft wird jetzt weit und grün und bei einer Eremitage mit Bänken und Tischen gönne ich mir eine letzte Rast vor meinem Ziel. Im Ort gibt es ein Kloster „Convento Purísima Concepción“, wo ich übernachten kann und die liebevolle Betreuung durch die Nonnen wird mir immer in Erinnerung bleiben. Etappenhöhenmeter unbedeutend

Freitag 15. März 2013 Hinojosa del Duque – Monterrubio de la Serena 33km 07:45-17:45

Heute ist es fast wolkenlos und ich laufe erstmals in kurzen Hosen. Auf der ganzen Etappe gibt es wiederum nur einige Bauernhöfe, aber kein Dorf. Weideland mit auffallend viel Schafzucht ist vorherrschend. Vermutlich hatten während der arabischen Herrschaft Berberstämme vor knapp tausend Jahren die Merinoschafe aus Nordafrika in Spanien eingeführt und später Wollhändler aus Genua deren weitere Zucht gefördert. Zweimal umgehe ich heute Flüsse über nahe Brücken, treffe wieder auf die ausgediente Bahnstrecke und wieder lädt am späten Nachmittag eine schöne Eremitage zu einer ausgedehnten Pause ein. Bald prägen wieder häufiger Olivenbäume das Landschaftsbild und ich überschreite die gut sichtbare Grenze zwischen den autonomen Regionen Andalusien und Extremadura. In Monterrubio auf dem Dorfplatz vor der Kirche mit gotischen und islamischen Elementen wird mir angeboten, gegen Spende im nahen Pfarramt zu übernachten, was ich wegen der Erfahrung auch gerne annehme. Etappenhöhenmeter 140