Mittwoch 30. Mai 2012 Winterthur Seen – Puebla de Sanabria Anreise 05:44-18:05

Mit dem Zug zum Flughafen und mit dem Morgenflug der Iberia nach Madrid. Iberia hält im Terminal 4, von wo ich bequem mit der spanischen Eisenbahn für €2.60 halbstündlich in 12 Minuten zum Hauptbahnhof Chamartín fahren kann. In der kleinen Kneippe auf der Bahnhofsterrasse geniesse ich einen kleinen Mittagssnack bevor ich mit dem Talgo nach Puebla de Sanabria fahre. Ohne Umsteigen erreiche ich über Segovia, Medina del Campo und Zamora mein Ziel. Letztes Jahr hatte ich meinen Pilgerweg dort beendet. Puebla liegt auf 900 MüM, hat viele alte, renovierte Häuser, eine Burg, eine grosse Kirche und wirkt auf mich wie ein nettes Bergdorf.

Donnerstag 31. Mai 2012 Puebla de Sanabria – Requejo de Sanabria 13 km 10:15-15:45

Gut ausgeschlafen decke ich mich nach dem Frühstück mit etwas Proviant ein und lade im Werkzeug- und Haushaltwarenladen mein spanisches Handy mit €10 auf. Für den ersten Tag plante ich eine leichte Etappe. Bald geht es auf malerischen Pfaden immer neben dem Fluss Castro durch Wiesen und Wälder und oft kann ich mich am gelben Ginster erfreuen. Kurz vor Requejo wird es etwas hügeliger und in Terroso mache ich eine letzte Rast bei der Santiago-Kirche. Am Ort beweist sich wieder die Internationalität des Weges: in der privaten Herberge sind noch 2 Spanierinnen und ein Koreaner und in der Gemeindeherberge schlafen noch eine Engländerin und ein Holländer.

Freitag 01. Juni 2012 Requejo de Sanabria – Lubián 20 km 07:45-15:00

Wie schon gestern ist heute wieder herrliches Wetter. Ein munteres Bächlein begleitet meinen Weg bis zu einer Gabelung, wo ich 3 Varianten habe. Gerade kommt aus dem Tunnel neben dem Weg der neue, welterste Hochgeschwindigkeitszug, der mit Diesel und Strom auf europäischer Normalspur und spanischer Breitspur fahren kann (in dieser kurvenreichen Gegend hier fährt er allerdings relativ langsam). Ich wähle den Originalweg und jetzt beginnt ein bemerkenswerter Anstieg durch herrliche Wälder und Heiden auf den Padornelo-Pass. Mit 1360 MüM ist dies der höchste Punkt der ganzen Via de la Plata von Sevilla bis Santiago de Compostela. Hinunter ist es ein Weg zum Geniessen durch viel Natur mit schöner Flora. In Lubián sind für mich überraschend die Herberge und die Zimmer im Privathaus daneben bereits voll (das einzige Mal in diesem Jahr auf der Via de la Plata) und ich übernachte am Ortsende im Hostal. In dieser Gegend lebten früher viele Wölfe und davon zeugt wenig oberhalb des Dorfes ein „Cortello dos Lobos“, eine Wolfsfalle. Dies ist ein Mauerring, welcher von aussen für einen Wolf leicht zu übersteigen war. Nach innen ist die Mauer aber überhängend und so konnte der Wolf nicht mehr hinaus. Vermutlich wurde er mit einem Lamm in der Falle angelockt und am Morgen dann erschossen.

Samstag 02. Juni 2012 Lubián – A Gudiña 25 km 08:20-18:00

Es ist für mich einfach schön, so durch die Natur zu laufen und die Gedanken kommen und gehen zu lassen. Blühende Sträucher, Ginster, Heide, Bächlein und spezielle Gesteinsformationen prägen den heutigen Tag. Am Morgen komme ich beim Heiligtum von Tuiza und am Nachmittag bei einer Loreto-Kapelle vorbei. Heute überschreite ich auf dem A Canda-Pass die Grenze zwischen Castilla y León und Galizien. Den ganzen Tag war es bedeckt und gegen Abend setzt auch Regen ein, welcher mich auf der letzten Stunde bis A Gudiña begleitet. Die Pilgerschar in der vom Zivilschutz betreuten Herberge ist wieder typisch sehr international: mindestens Island, England, Frankreich, Südafrika, Polen, Deutschland und natürlich auch Spanien ist vertreten.

Sonntag 03. Juni 2012 A Gudiña – Campobecerros 21 km 07:35-15:00

Der Himmel ist bedeckt, am Morgen gibt es einen leichten Anstieg und schon bald scheint die Sonne und zurück bietet sich ein wunderschöner Blick über Nebelschwaden. Weiter führt der Weg über Hügel und immer wieder stehe ich still um die Landschaft zu geniessen. Rechts unten liegt ein Stausee und in einem abgelegenen, ruhigen Weiler bin ich überrascht, als eine alte Frau deutsch kann. Die Herberge im alten Bahnhof ist wegen Renovationsarbeiten geschlossen und so genehmige ich mir ein günstiges Zimmer in der Pension des Dorfes. Im Ort gibt es ein Denkmal für die 4000 Arbeiter der Eisenbahnlinie, die mit ihren zahlreichen Tunnels und Brücken von 1927 bis 1957 im Bau war. Die lange Bauzeit wird auch dadurch illustriert, dass Spanien 2 Diktaturen, eine Monarchie, einen Bürgerkrieg und einen Weltkrieg während dieser Zeit erlebte.

Montag 04. Juni 2012 Campobecerros – Laza 15 km 08:40-14:20

Ein herrlicher Tag und eine gemütliche Etappe! Nach wenigen Anstiegen folgt heute ein wunderbarer Höhenweg mit schönen Ausblicken hinunter ins Tal. Heide und später Nadelholz- und Laubbäume prägen das Bild. In Laza gibt es dank der frühen Ankunft, zusammen mit anderen Pilgern im nahen Restaurant ein Menú del Dia sowie nach der Kleiderwäsche einen Spaziergang ins nahe Nachbardorf Souteliño.

Dienstag 05. Juni 2012 Laza – Vilar de Barrio 22 km 06:50-16:00

Ich gewöhnte mich daran, dass wenn es abwärts geht, dass es dann bald wieder aufwärts geht und so ist es auch heute Morgen. Zuerst geht es im Tal auf der Landstrasse (der andere Führer, den ich nicht habe, erwähnt eine schönere Variante auf der anderen Talseite) und bald beginnt der Anstieg, der einen dafür mit einem schönen Weg und Aussichten belohnt. Oben angekommen lädt die legendäre „Muschel“-Bar zur Einkehr ein. Am Nachmittag wird es langsam bedeckt aber glücklicherweise bleibt es weitgehend trocken. Kurz vor dem Ziel weist eine Tafel zu einem alten Brunnen und meine Neugier wird geweckt. Rund um den Brunnen liegen ein paar alte Häuser, wovon 3, wie es scheint, von Aussteigern bewohnt sind. Eine Dame aus Deutschland bietet mir in Ihrer Küche des gut renovierten Hauses einen Kaffee an und wir plaudern angeregt. Nebenan in einem Haus mit vielen Sachen wohnt ein alter, früherer Rugby-Spieler aus England.

Mittwoch 06. Juni 2012 Vilar de Barrio – Xunqueira de Ambía 14 km 08:35-13:30

Durch eine weite Ebene, wo früher ein See gewesen sein soll und heute viel Kartoffeln angepflanzt werden, geht der Weg weiter. Später folgen kleine Dörfer und verwunschene Wälder. Mitten im kleinstädtisch wirkenden Zielort mit malerischem Kern steht die sehenswerte Stiftskirche und Kloster Santa Maria la Real.

Donnerstag 07. Juni 2012 Xunqueira de Ambía – Ourense 23 km 08:05-15:50

Am Morgen regnet es stark und so eile ich nicht mit dem Frühstück. Bald wird es trocken und während dem Tag kommt immer mehr die Sonne. Waren anfänglich die Wege sehr naturnah, so sind am Nachmittag Landstrassen vorherrschend. Der Weg führt auch vorbei an einer grossen Tunnelbaustelle für die neue Hochgeschwindigkeitszugsstrecke Ourense – Puebla de Sanabria, welche 2015 eröffnet werden soll. Kurz vor dem heutigen Tagesziel im Industriegebiet merkt man, dass eine grössere Stadt naht. Aber vorher geht der Weg noch durch Seixalbo, welches ganz mittelalterlich wirkt. Die Herberge in Ourense ist im ehemaligen Kloster San Francisco. Da packe ich die Badehose aus und gehe wieder ins Stadtzentrum zum Thermalbad As Burgas, deren warme Quelle schon den Römern bekannt war und hier geniesse ich ein wohlverdientes entspannendes Bad.

Freitag 08. Juni 2012 Ourense Besichtigungstag

Spaziergang: Kathedrale, Markthalle, Brücken über den Rio Miño, Bahnhof, Pärke, Gassen, Plätze und nochmals ein Bad im As Burgas füllen den heutigen Tag aus.