Montag 29. Juni 2015 Reinsdorf – Irfersgrün 23km 07:30-18:00

Durch das Dorf und einen Wald hinter zum Fluss Mulde und auf einer gedeckten Holzbrücke hinüber verläuft der Weg nach Zwickau, dem Geburtsort vom Komponisten Robert Schumann. Sehenswert sind hier das Schloss Osterstein, der Pulverturm an der früheren Stadtmauer, das Dünnebierhaus und das Gewandhaus, das Rathaus, die Priesterhäuser welche zu den ältesten steinernen Wohnbauten Deutschlands zählen, der Dom mit einer der grössten Orgeln Deutschlands und die Postmeilensäule. Zudem gründete August Horch eine Automobilproduktion, aus der später Audi (das lateinische Wort für Horch) hervorging. Ich verlasse die schöne Stadt durch den Park mit dem Schwanenteich und anschliessende Vororte und Einfamilienhaussiedlungen. Alte Eichen zeugen noch von der sogenannten „Alten Strasse“, die direkteste Verbindung und frühere Handelsstrasse zwischen Zwickau und Hof. Auf der Höhe in Planitz thront eindrücklich das Schloss und die grosse Lukaskirche. Später hinter Rottmansdorf weitet sich die Landschaft wieder. Im späteren Nachmittag erreiche ich das Restaurant des Tierparks Hirschfeld/Vogtsgrün und ich darf frische Pfifferlinge an Rahmsauce und mit hausgemachten Knödeln und ein dazu passendes, edles dunkles Bier geniessen. Das letzte anschliessende Stück ist nur noch ein Spaziergang von ungefähr einer Stunde.

Dienstag 30. Juni 2015 Irfersgrün – Treuen 14.1km 07:45-13:45

Schon bald treffe ich auf die wahrscheinlich kleinste Jakobskappelle der Welt. Nachher geht es etwas auf und ab und kleine Täler wechseln sich ab mit schönen Aussichtspunkten. Eigentlich sollte man auch die höchste Ziegelstein-Eisenbahnbrücke der Welt sehen doch so sehr ich mich auch bemühe konnte ich sie nicht sehen. Dafür gelangte ich zu einem eindrücklichen steinernen Aussichtsturm, den Perlaser Turm. Leider macht die geplante Herberge schon um 16 Uhr zu und ich bin nicht sicher, ob ich das zeitlich schaffe und so mache ich heute ausnahmsweise schon nach 16 km Schluss.

Mittwoch 01. Juli Treuen – Oelsnitz/Vogtland 25.3km 07:30-16:45

Vom Gasthof gehe ich auf einem unmarkierten Verbindungsweg direkt wieder auf den Jakobsweg. Bei der Herberge, die ich gestern anrufte, merkte ich, dass ich das locker bis 16 Uhr geschafft hätte und dass das niemals 10 km von Treuen sind wie am Telefon erwähnt. Nun ja, dann gibt es eben heute eine etwas längere Etappe. Über Altmannsgrün, an Jahnsgrün vorbei, geht es weiter über Lottengrün nach Hartmannsgrün, wo ich unerwartet auf den Europäischen Fernwanderweg E3 treffe. Der E3 ist übrigens etwa 7500 km lang und führt vom Schwarzen Meer durch Türkei, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Slowakei, Polen, Tschechien, Deutschland, Luxemburg, Belgien, Frankreich zum Atlantik nach Spanien. Weiter auf dem gemeinsamen Weg gelange ich zum Schloss Voigtsberg und erreiche ich mein Tagesziel, das auch der Geburtsort vom begabten Komponisten Johann Rosenmüller ist.

Donnerstag 02. Juli 2015 Oelsnitz/Vogtl. – Regnitzlosau 23.4km 07:45-17:45

Schon gestern war es am Nachmittag heiss und das wird auch weiter so bleiben. So sind die schattigen Waldpartien und ein offener kleiner Laden in Triebel, wo ich mich wieder mit Getränken eindecken kann, sehr willkommen. Im Ganzen trinke ich heute 4 Liter Wasser. Am Nachmittag treffe ich auf einen früheren DDR-Wachturm, von wo es bald auf dem sogenannten Kolonnenweg weiter Richtung Dreiländereck geht. Der Kolonnenweg besteht aus 2 Reihen Betonplatten und wurde für Militärfahrzeuge aller Art und für Grenzschutzposten zu Fuss entlang der damaligen deutsch-deutschen Grenze gebaut. Im ehemaligen Dreiländereck trafen die Länder Böhmen/Tschechien – Bayern/BRD – und Sachsen/DDR zusammen. Heute freut man sich an der offenen Grenze zwischen Tschechien und Deutschland und ein schattiger Rastplatz mit Informationstafeln lädt zum Verweilen ein. Hier ist auch eine der wenigen Regionen Europas, wo noch Flussperlmuscheln zu finden sind. Nun verlasse ich Sachsen oder genauer das Vogtland und komme nach Franken, ein Gebiet, das mehrheitlich im oberen Teil von Bayern liegt. Da es in den nächsten Dörfern am Jakobsweg kein Gasthaus mehr hat, übernachte ich etwas abseits in Regnitzlosau wohin zwei direkte 4.5km lange Wege führen: einerseits der regionale, blau markierte Wanderweg mit der Nummer 1 und die wenig befahrene Landstrasse über Prex und Schwesendorf.

Freitag 03. Juli 2015 Regnitzlosau – Hof 14.5km 07:45-14:45

Heute ist der letzte Wandertag meiner diesjährigen Sommeretappe. Vom Übernachtungsort treffe ich nach einer halben Stunde in Trogenau wieder auf den Jakobsweg. Mit Stolz wird speziell darauf hingewiesen, dass dies ein Gentechnikanbaufreier Ort ist. Gemütlich gelange ich nach Kirchgattendorf mit einer wunderschönen Kirche und auch das Dorf ist auffallend schön. Nachdem ich die Tafel entdeckt hatte, dass das Dorf Landessieger im Jahre 2001 war, bin ich darüber nicht mehr überrascht. In Schlossgattendorf hat das Schlossrestaurant heute Ruhetag und so setze ich meinen Weg fort nach Döberlitz aber da bin ich offensichtlich einen Tag zu früh, denn morgen wäre hier das grosse Teichfest. Nun trennen mich noch etwa zwei Kilometer bis zum Stadtrand von Hof und bald erblicke ich von der Anhöhe mein Ziel. Die Oelsnitzerstrasse wird zunehmend städtischer und bei der Lorenzkirche bin ich schon im Zentrum. Lustig finde ich die Werbung: „Hof in Bayern ganz oben“.

Samstag 04. Juli 2015 Hof (Besichtigungstag)

Der Tag beginnt in der Flaniermeile mit dem Einkauf der Mitbringsel und dem Besuch der Marienkirche, wo im Mittelalter auch eine Pilgerherberge bestand. Nachher geht’s auf einen Ausflug zum Deutsch-Deutschen Museum nach Mödlareuth. Betonsperrmauer, Stacheldraht, Signalzaun, Schutzstreifen und Beobachtungstürme sind zum Teil Original und zum Teil rekonstruiert erhalten und sind ergänzt durch eine Fahrzeugausstellung und Ausstellungen über die Geschichte der Teilung. Wie Berlin war das Dorf Mödlareuth in Ost und West geteilt und es wurde deswegen beim Besuch vom damaligen US-Vizepräsidenten George Bush sr. "Little Berlin" genannt. Nachdenklich stimmte mich, dass heute nach über 25 Jahren wieder Zäune errichtet werden und es auch bei uns Sympathisanten gibt, die am liebsten eine solche Grenze um die Schweiz ziehen möchten. Den Abschluss meines Besuches bildet der Besuch des schönsten Parks Deutschlands im Jahre 2003, dem Bürgerpark Theresienstein und dem Botanischen Garten. Zurück in der Stadt war der Fernwehpark nochmals ein spezieller Ort, den es sonst nirgendwo gibt. Tafeln von Orten irgendwo auf dieser Welt, wo ich auch schon einmal war, weckten Erinnerungen in mir und Orte mit kuriosen Namen brachten mich ins Schmunzeln. Ein letzter Eisbecher, eine letzte Nacht und schon beginnt die Rückreise am Sonntag über Nürnberg, Aalen, Ulm und Schaffhausen nach Winterthur.