Dienstag 23. Juni 2015 Dresden – Fördergersdorf 24.4km 08:30-18:15

Da ich in Dresden die letzten Tage oft zu Fuss durch die Strassen schlenderte, erlaubte ich mir heute Morgen eine kurze Fahrt mit dem Zug zur nächsten Station Plauen. Von dort wandere ich auf einem angenehmen Pfad durch den wildromantischen Bienertgarten entlang des Flüsschens Weisseritz. Weiter geht’s an der Begerburg vorbei zur ersten Jakobuskirche am Sächsischen Weg in Pesterwitz und bald entdecke ich erstmals Reben und Strassennamen im Zusammenhang mit Weinbau. Ganz in der Nähe liegt der Ort Döhlen, wo der erste Flieger der Menschheit Otto von Lilienthal seine Gemahlin fand und der übrigens auch die Bauklötze für Kinder erfand. In der Region gab es aber auch den ersten Ort der Welt mit Gasbeleuchtung und es fuhr die erste elektrische Lokomotive der Welt im Dauerbetrieb. Und auch die erste Ballonfahrerin Deutschlands stammte aus Döhlen. Nach etwas "auf und ab" geht es auf einen Weg auf einem früheren Bahntrasse und das bedeutet gemächliche Steigungen und sanfte Wegbiegungen. Tafeln am Weg erzählen von Unglücken wie eingestürzte Brücken und vom Winde verwehten Eisenbahnwaggons. Nach einigen kleineren Dörfern, weiten Getreidefeldern und Wiesen und einem Wegweiser zur Quelle der "Wilden Sau" erspähe ich mein Tagesziel.

Mittwoch 24. Juni 2015 Fördergersdorf – Freiberg 24.3km 07:00-13:00

 Heute durchquere ich den grössten und schönsten Wald von Sachsen und laufe knapp am Mittelpunkt von Sachsen vorbei. In Naundorf angekommen fand ich den Busfahrplan so attraktiv, dass ich heute meinen Weg etwas verkürzte und mir dafür für die Besichtigung der Bergwerksmetropole Freiberg mehr Zeit schenkte. Der Dom, die Stadtmauer mit Donatsturm, die Jakobikirche, die alten Postmeilensäulen, die kulturell benutzte Nikolaikirche, der Petriturm und die Petrikirche, der Marktplatz mit dem Rathaus und die Kreuzteiche mit dem Restaurant Schwanenschlösschen waren eine Besichtigung wert. In dieser Stadt eröffnete Gottfried Silbermann, der bedeutendste Orgelbauer des Barocks in Mitteldeutschland mit weltweitem Einfluss seine Orgelbauwerkstatt und hier ist auch die älteste montanwissenschaftliche Hochschule der Welt, die TU Bergakademie Freiberg, beheimatet. Sie feiert gerade ihr 250. Gründungsjubiläum. Berühmte Studenten dieser Universität waren Alexander von Humboldt (einer der renommiertesten deutschen Naturwissenschaftler und Geologen), der bedeutende Dichter der deutschen Romantik Novalis (alias Georg Philipp Friedrich von Hardenberg) sowie der schottische Naturforscher und Lehrer von Charles Darwin - Robert Jameson.

Donnerstag 25. Juni 2015 Freiberg – Falkenau 22.5km 07:45-17:45

Die Stadt liegt schon bald hinter mir und nach dem Stadtwald fällt mir auf, dass die Getreidefelder noch alle im satten Grün stehen, dies im Gegensatz zu der mehr nördlichen Region um Bautzen. Dort herrschte doch oft schon das Hellgelbe vor. Ortschaften wie Kleinode beleben das Bild der sehr landwirtschaftlich geprägten Landschaft. In Oederan lasse ich es mir nicht nehmen, den liebevoll gestalteten Miniaturpark Klein-Erzgebirge mit 200 Modellen von bekannten Gebäuden mir anzusehen. Nun ist es nur noch ein kurzer entspannender Weg ins nächste Dorf, wo ich meine Tagesetappe beende.

Freitag 26. Juni 2015 Falkenau – Chemnitz 21.3km 07:45-15:00

Wälder, Wiesen und Felder wechseln sich ab und bis Flöha begleitet mich auch der gleichnamige Fluss. Später vom Aussichtspunkt Katzenberg aus grüsst nochmals die imposante Augustusburg und im Ort Euba vernehme ich, das die Wortherkunft von den früheren vielen Eiben stammt. Nun bin ich etwa 200 Kilometer gelaufen seit der Distanztafel 3152 km von Zgorzelec nach Santiago und jetzt heisst es hier an einem Stein immer noch 3034 km. Am Nachmittag besichtige ich im Zentrum von Chemnitz das Karl-Marx-Denkmal, den roten Turm, das Rathausensemble und die Jakobikirche. Abgesehen von diesen touristischen Sehenswürdigkeiten im Zentrum ist Chemnitz eine moderne Stadt mit einem hohen Anteil an Parks und Grünanlagen.

Samstag 27. Juni 2015 Chemnitz – Stollberg 22.9km 09:00-18:00

Bei einem kleinen versteinerten Wald vor und im früheren Kaufhaus Tietz beginne ich meine heutige Wanderung, die zuerst etwa eine Stunde durch einen Park entlang dem Fluss Chemnitz führt. Bald nachher taucht hinter den Bäumen ein Bijou, das schön renovierte Wasserschloss Klaffenbach auf. Weiter geht der Weg über Adorf nach dem, für den Obstbau bekannten Jahnsdorf. Würde ich den Weg nochmals laufen, so würde ich in der Herberge hier übernachten, die mit einem gemütlichen Grillplatz, einer Sauna und einem HotTube ausgerüstet ist. Doch hatte ich bereits heute Morgen im nächsten Ort reserviert und so laufe ich weiter durch Felder und Wald an einer Talsperre vorbei zu meinem heutigen Ziel. Am Hang grüsst die unrühmliche Burg Hoheneck, die früher ein königlich-sächsisches Weibergefängnis und später das grösste politische DDR-Frauengefängnis war.

Sonntag 28. Juni 2015 Stollberg – Reinsdorf 19.6km 09:00-17:15

Heute bietet der Weg oft herrliche Aussichten und abwechselnd verläuft er durch Wälder und an Feldern vorbei. Sogar ein Bad könnte ich mir gönnen am idyllischen Waldbad doch empfinde ich das Wetter dafür noch ein wenig zu frisch. Weniger attraktiv sind die beiden Wegstücke entlang der Autobahn aber es ist halt die kürzeste Verbindung, die auch früher zu Fuss oder von Fuhrwerken gewählt wurde. Mein Ziel Reinsdorf ist ein langes Strassendorf mit einer grossen Jakobikirche aus roten Ziegelsteinen; mit 900 Plätzen viel zu gross für die zweiundzwanzig Personen an der musikalischen Andacht gestern Samstagabend.