Donnerstag + Freitag 23. + 24. Mai 2013 Porto

Gestern Abend bin ich mit easyJet glücklich in Porto angekommen und habe eine herrliche Stadtrundfahrt und anschliessend auf der Praça da Liberdade portugiesischen Wein und Tapas genossen. Donnerstag und Freitag ging ich auf Entdeckungstour durch die Stadt mit den zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie die beiden Prachtstrassen Avenida dos Aliados und Rua de Santa Catarina mit dem Jugendstil-Kaffeehaus Majestic mit Original-Innenausstattung aus den 1920er Jahren, der Mercado do Bolhão, der Torre und die Kirche dos Clérigos, das Rathaus Paços de Concelho, der herrliche Palácio da Bolsa mit dem neomaurischen Festsaal Salão Árabe, die Kirchen São Francisco und Carmo, die von Gustave Eiffel entworfene Ponte D Maria Pia sowie die Ponte Luis I, der Bahnhof São Bento mit den aussergewöhnlichen Azulejo-Bildern, die Kathedrale Sé, der Spital im palladianischem Stil (der stark dem Buckingham Palast ähnelt) und dem Garten mit dem Kristallpalast. In Porto wohnen etwa 250‘000 Menschen; in der Umgebung gesamthaft etwa 1.3 Millionen.

Samstag 25. Mai 2013 Porto – Lavra / Angeiras 23km 09:30-17:15

Porto hatte die erste Strassenbahn Portugals und deshalb genoss ich zuerst die Fahrt entlang dem Fluss Duero bis nach Passeio Alegre mit dem historischen, liebevoll restaurierten Tram der 1920er-Jahre. Ab hier ging’s nun zu Fuss während 18 Tagen bis ans Ende der Welt. Zuerst laufe ich den Stränden entlang nach Matosinhos, dem wichtigsten Fischereihafen Portugals und weiter nach Leixões mit dem grössten künstlich gebauten Hafen Portugals, wo gerade ein Kreuzfahrtenschiff aus Madeira einläuft. Weiter geht es immer an der Küste entlang, vorbei an der Kapelle Boa Nova in Leça da Palmeira bis zum Campingplatz, wo ich übernachte.

Sonntag 26. Mai 2013 Lavra/Angeiras – Santo André 21km 08:20-15:45

Eine erste Pause mache ich im malerischen Fischerdörfchen Vila Chã. Weiter wechseln sich Strandwege und Promenaden ab und bald gelange ich nach Vila do Conde, das früher auch von Römern und Kelten besiedelt war. An der Stelle des früheren römischen Kastells und wo ein 7 km langer, auf 999 Bögen errichteter und auf weiten Strecken noch sehr gut erhaltener Aquädukt endet, steht heute majestätisch ein ehemaliges Karmelitinnenkloster. Fast nahtlos angrenzend beginnt Póvoa de Varzim, ein mondäner Badeort mit Casino. Dahinter wird die Gegend wieder ländlicher mit vorherrschendem Gemüseanbau. In der Nähe des Kap Sankt Andreas mit dem Fussabdruck des Heiligen in den Felsen und einer idyllischen Kapelle übernachte ich in einem einfachen Hostal.

Montag 27. Mai 2013 Santo André – Marinhas 18km 08:30-16:30

Fast zehn Tage kann ich dieses Mal dem Meer entlang gehen und so laufe ich auch heute wieder viel der Küste und den Dünen entlang. Fast immer am Nachmittag kommt ein Gegenwind auf, manchmal angenehm erfrischend und manchmal eher kühl. Ein Stück weit laufe ich auf einer kleinen Landstrasse zwischen Gemüsefeldern hindurch, um bald wieder in eine Naturpiste einzubiegen. Im kleinen Ort Apúlia zieren mehrere alte, aber nicht mehr funktionsfähige Windmühlen in Meeresnähe die Silhouette. Auf einer Landstrasse komme ich nach Fão und über die Brücke über den Fluss Cávado zum recht schmucken Kleinstädtchen Esposende. Von hier aus ist es nur noch ein kleines Stückchen bis nach Marinhas, wo ich in der Pilgerherberge übernachte.

Dienstag 28. Mai 2013 Marinhas – Viana do Castelo 20km 08:00-17:30

Ich kann nicht sagen, welche Etappe mir am besten gefällt; jede hat etwas Spezielles an sich, das ich nicht missen möchte. Heute entscheide ich, am Morgen auf dem Caminho da Costa zu laufen, der oft ein wenig landeinwärts verläuft. Den Rio Neiva überquere ich auf einem mittelalterlichen Steg und verlasse nachher den Caminho da Costa wieder, um am Meer im Dorf Amorosa ein Menú del Dia zu genehmigen. Im weiteren Verlauf gelingt es mir nicht, ein durchschnittliches Wandertempo zu halten, denn zu schön erscheinen mir die Dünen und der Weg durch den lockeren Baumbestand, sodass ich immer wieder an schönen Aussichtspunkten innehalte. Am Ende des Weges am Rio Lima treffe ich auf eine stündliche Fähre, die mich nach Viana do Castelo bringt. Schon bald beziehe ich Quartier in der Jugendherberge in der Nähe von der, von Gustave Eifel entworfenen Strassen- und Eisenbahnbrücke und beschliesse meinen Abendspaziergang durch die schöne Altstadt bei einem alten Portwein.

Mittwoch 29. Mai 2013 Viana do Castelo – Vila Praia de Ancora 19km 09:15-17:30

Heute ist es erstmals regnerisch und deshalb genehmige ich mir vor dem Verlassen der Stadt nochmals einen Kaffee bis es etwas trockener ist. Die Küste, das Meer und die Wellen sind heute grau und wirken auf mich etwas mystisch. In Montedor treffe ich wieder auf alte Windmühlen und in der Nähe des Praia de Afifa hat ein Fischer einige Prachtexemplare gefangen. Der ganze Nachmittag war rau mit Wind und starkem Regen, sodass ich am Abend sehr froh war, mit dem Föhn im Hotel meine Schuhe trocknen zu können.

Donnerstag 30. Mai 2013 Vila Praia de Ancora – Oia 27km 07:50-17:45

Jetzt scheint wieder die Sonne und bis Moledo geht es immer entlang der Küste, später durch einen schattigen Pinienwald zum Camping von Caminha und zur Mündung des Rio Minho mit dem Monte Santa Tegra/Tecla mit einer früheren Keltensiedlung im Hintergrund. Weiter geht’s dem Flussufer entlang zum historischen Zentrum, wo ich lerne, dass der Brunnen einen manuelinischen Stil aufweist. Dies ist ein prunkvoller Architekturstil, der nur in Portugal während einer Phase mit hohem Wohlstand im frühen 16. Jahrhundert auftrat. Just in time erreiche ich die Fähre*, die mich über die Grenze zu Spanien nach A Pasaxe bringt und da muss ich jetzt wegen den verschiedenen Zeitzonen die Uhr eine Stunde vorstellen. Durch Wälder und eine hügelige Gegend mit schönen Ausblicken komme ich bald zum grösseren Ort A Guarda. Von der Küste her nähert sich nun der Weg allmählich der etwas höher verlaufenden, wenig befahrenen Hauptstrasse und gegen Abend erreiche ich meinen Etappenort Oia mit dem Kloster Santa María aus dem 12.-18.Jh. im Zisterzienserstil (heute in Privatbesitz). (*=Fähre seit April 2014 ausser Betrieb wegen Hafenreinigungsarbeiten in Caminha; Wiederaufnahme zur Zeit unbekannt)

Freitag 31. Mai 2013 Oia – Ramallosa 23km 08:15-19:00

Abwechselnd an der Hauptsrasse und der Küste laufe ich heute durch verschiedene kleine Orte bis As Mariñas, wo der Weg ansteigt und über den Alto da Portela mit atemberaubenden Aussichten führt. Die Wegbeschaffenheit deutet deutlich darauf hin, dass es sich um einen Übergang von alters her handelt. Anschliessend schlängelt sich der Weg gemächlich durch kleine Dörfer zum touristischen Baiona hinunter, wo im März 1493 die Karavelle Pinta des Kapitäns Martín Alonso Pinzón landete nach der Rückkehr von der Amerikareise des Christoph Kolumbus. Galizien ist reich an Fjorden, welche hier Rias genannt werden und der Abschluss des heutigen Tages führt nun weiter entlang der Bucht nach Ramallosa mit der alten Brücke aus dem 12.Jh. Mein Schlaflager finde ich heute im ehrwürdigen Pazo de Pías aus dem 17.Jh.; ein früheres Patrizierhaus, das den Damas Apostolicas für ein spirituelles Zentrum geschenkt wurde.