Freitag 8. April 2016 Perpignan – Thuir 19.1 km 08:30-15:30

Bei meiner gestrigen Anreise kam nach kurzen, zu Kaffee oder Snack einladenden Pausen in Genf und in Lyon mein AVE-Zug (Alta Velocidad Española) pünktlich in Perpignan an. Nach wenigen Vorbereitungen für den nächsten Tag und einem kleinen indischen Nachtessen liess ich den Tag ausklingen und ich freute mich auf den Start am Freitag. Durch kleine Strassen mit wenig Verkehr wie die Avenue Enric Ribèrel und Avenue Victor Dalbiez gelange ich zur Unterführung beim Rond Point du Serrat-d'en-Vaquer und damit zum Stadtrand. Über die Rue Frédéric Paul Thiers erreiche ich den ruhigen Chemin de Sainte-Barbe, welcher mich durch eine Gegend mit vielen Reben und einigen Weingütern vorbei führt und am Schluss die Autobahn Le Langedocienne überquert. Am Verkehrskreisel vorbei, über den Chemin de la Carlette und schon lächelt mir bald der ruhige Ort Canohès entgegen mit seiner Kirche Saint-Cyr-et-Sainte-Julitte/Saint-Quirc aus dem 11.Jh. Später bei der romanischen Kapelle in Vilarmilà verlasse ich den markierten Weg in Richtung Thuir, wo der herrliche bittersüsse Aperitif "Byrrh" hergestellt wird und wo in der Kellerei das grösste Eichenfass der Welt bestaunt werden darf.

Samstag 9. April 2016 Thuir – Le Boulou 20.7 km 08:30-16:45
Über Llupia erreiche ich kurz vor Trouillas wieder den markierten Weg. Viel Reben und eine relativ flache Landschaft mit wenigen sanften Hügeln prägen den heutigen Tag. Der schneebedeckte Gipfel des Canigou grüsst oft und lädt mich immer wieder zu einem Halt und einem Blick darauf ein. Unterwegs queren auch einige fast ausgetrocknete Bäche den Weg und ich bin froh, dass die Sonne scheint und nicht gerade eine starke Regenzeit ist

Sonntag 10. April 2016 Le Boulou – La Jonquera 18.9 km 08:15-17:00
Während in den beiden vorhergehenden Tagen Asphalt vorherrschte, so sind es heute meistens Naturwege. Nachdem ich den Ort verlassen habe und vorbei am Casino und der Therme gelaufen bin, führen die Wege durch ein waldreiches Gebiet mit viel Korkeichen und weissem und gelbem Ginster. Ab und zu kreuzt man die Autobahn. Ein Teilstück meines weiteren Weges ist die zweitausendjährige römische Strasse Via Domitia, die auf dem Col de Montgenèvre in den Cottischen Alpen an der Grenze zwischen Frankreich und Italien ihren Anfang nahm auf dem Col du Panissars endet. Dort befinden sich ein französischer Militärfriedhof aus dem 17.Jh. und römische Ruinen. Es könnte früher ein Aphroditeheiligtum dort bestanden haben, das später mit einem Triumphtempel des Pompeius überbaut wurde. Wahrscheinlich gab es hier eine Wach- und Zollstation, wo 2½% des transportierten Warenwertes als Steuern abgegeben werden mussten. Der Namen Panissars stammt vom römischen Pyrenaeum ab, das auch Namensgeber für das bekannte Gebirge war. Hier beginnt nun die Via Augusta, die über Tarragona, Valencia, Cartagena, Córdoba und Sevilla nach Cádiz (der ältesten Stadt in Europa) führt.

Montag 11. April 2016 La Jonquera – Figueres 28.6 km 08:00-17:45
Hügelige Wiesen und Korkeichenwälder wechseln sich ab bis es kurz vor dem Tagesziel ziemlich flach wird. Zurück schweift der Blick zu den schneebedeckten Gipfeln der Pyrenäenausläufer. Oft sind es auch heute wieder Naturwege; aber einmal verpasste ich eine Abzweigung: typisch Montag! Als ich dann in Biure eine Bar fand, die offen war und zudem noch etwas Kleines zum Essen zur Auswahl hatte, war die Welt wieder in Ordnung. Vorbei am Heiligtum Santa María del Roure, an dem gerade Instandstellungsarbeiten durchgeführt werden, geht es hinunter über Pont de Molins nach Vilabertran mit dem Kloster Santa Maria aus dem 11.Jh. und dem modernistischen Haus Torre d’en Reig. Der weitere Weg entlang von Feldern bis nach Figueres war ein „Katzensprung“ und ich erreichte bald das Zentrum und ein Hotel zu einem Spezialpreis.

Dienstag 12. April 2016 Figueres (Besichtigungstag)
Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist wohl das Museum von Salvador Dalí, der hier in der Stadt geboren, in der daneben liegenden Kirche Sant Pere getauft und in der Krypta des Museums begraben wurde. Auch Narcis de Monturiol, dem in der Rambla ein Denkmal gewidmet ist, stammt aus dieser Stadt und gilt als der Erfinder des U-Boots. Schöne Gebäude wie das Teatre el Jardi und das Casino sowie einige weitere mit modernistischer oder klassizistischer Architektur zieren die Stadt. Erwähnenswert ist auch das Kastell de Sant Ferran, eine der grössten Festungen Europas.

Mittwoch 13. April 2016 Figueres – Bàscara 17.0 km 08:15-15:45
Nachdem ich Figueres verlassen habe wandere ich wieder meistens auf Naturwegen. In Borrassà fotografiere ich eine Wanderwegkarte an einem Tableau und verlasse spontan den Jakobsweg zu Gunsten dieses schönen Weges quer durch den Wald mit vielen Nadelbäumen. Erst kurz vor dem ruhigen Ort Pontós treffe ich wieder auf den offiziellen Weg. Wenig abseits besteige ich noch den Torre de l'Àngel, von dem ich einen wunderbaren Ausblick über die Gegend geniesse. Der Turm aus dem 19.Jh. diente zum Weitergeben von optischen Signalen und könnte auf den Resten einer Einsiedelei aus dem 15.Jh. gebaut worden sein. Bereits blüht der Raps, am Wegesrand leuchtet der rote Mohn und im Ort staune ich über die vielen gut unterhaltenen alten Häuser.

Donnerstag 14. April 2016 Bàscara – Medinyà 22.1 km 08:15-16:15
Auch heute laufe ich wieder vorwiegend auf Naturwegen durch Wälder, vorbei an Feldern mit blühenden Raps und Mohn und an Äckern mit noch jungem Getreide. Auch der Canigó und einige weitere schneebedeckte Pyrenäengipfel grüssten nochmals aus der Ferne. Ob es heute das letzte Mal ist? Ab und zu laufe ich durch kleine alte Orte, wobei ich vor allem Cervià de Ter mit seinem alten, ehemaligen Benediktinerkloster Santa Maria aus dem 11.Jh. im romanischen Stil für sehr sehenswert halte. Kurz vor meinem Tagesziel irre ich mindestens eine halbe Stunde umher weil vor einer Kiesgrube zwei gelbe Pfeile geradeaus weisen und ich aber gemäss dem von Hand leicht abgebogenen blauen Wegweiser nach links zum Ufer des Flusses Ter hätte abzweigen sollen. Die auf einen kleinen Hügel gelegene frühere Burg mit der Kirche Sant Sadurní ergibt eine hübsche Kulisse für den Ort. Der viel reisende dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen erwähnte Medinyà auch in seinem 1862 erschienen Buch "In Spanien".

Freitag 15. April 2016 Medinya – Salt 14.3 km 08:00-17:00
Der erste Teil führte mich wieder zum Fluss Ter und anschliessend durch ein enges Tal. Vogelgezwitscher wurde nur einmal durch die nahe Strasse übertönt aber sonst war es ein schöner Weg. Ab Sarrià de Ter überwiegte der Vorstadtcharakter und anschliessend bummelte ich durch die nette Altstadt von Girona mit den Höhepunkten Kathedrale Santa Maria und Basilika Sant Feliu. Überraschenderweise war der Weg zur Stadt hinaus sofort sehr Grün und begann im Park de la Devesa auf einem früheren Eisenbahntrassee, der Via Verde Ruta del Carrilet. Bald folgten Schrebergärten und ein Landschaftsgarten mit Teichen. Da das erste lokale Gasthaus voll war (zwar machte es den gegenteiligen Eindruck) musste ich ein anderes suchen, das ich dann am Ende des Ortes neben einem riesigen neuen Einkaufszentrum fand.