Donnerstag 10. September 2015 Novellana – Villademoros 17km 08:00-16:45

Auf einer kaum mehr befahrenen und sich am Hang nach schlängelnden Strasse laufe ich die ersten Kilometer und ignoriere auch die Abzweigung zum berühmten Strand El Silencio in Castañeras. Erst in Bellota zweige ich ab auf einen Waldweg und abwechslungsweise auf Pfaden oder schmalen Pisten und Wegen gelange ich zu kleinen Stränden oder durch Wälder und Wiesen zu kleinen Orten. Bevor es hinauf nach Cadavedo geht, verlasse ich den markierten Weg nach rechts zum Strand und entspanne mich bei einer Orangenlimonade, dem Zischen der Wellen und dem Blick auf die eindrücklichen Klippen. Im Ort lädt mich ein Wegweiser zu einem kleinen Umweg ein zu einem Restaurant für ein Mittagessen und zur wunderbar gelegenen Ermita de la Regalina mit wiederum herrlichen Ausblicken auf das Meer. Der Rückweg führt mich beim Geburtshaus vom sehr talentierten Padre Galo vorbei. Er kannte 15 Sprachen, war Poet, Maler und Musikant, erfand eine einfache Notensprache und komponierte verschiedene Lieder. Nun war es bis zu meinem Tagesziel noch ein Spaziergang von etwa drei Kilometern, wo ich den Tag ruhig ausklingen liess.

Freitag 11. September 2015 Villademoros – Luarca 15km 08:15-13:45

Beim Sonnenaufgang breche ich auf und über Feldwege, manchmal durch den Wald und kurzzeitig auch auf der Strasse gelange ich wiederum durch kleine Orte. In Canero geht es an der grösseren freistehenden Kirche vorbei und durch den Wald hinunter zu einer Landstrasse und nach einiger Zeit zu einem Hotel, wo sich die Gelegenheit für die schon lang ersehnte Pause bietet. Nun erwartet mich nochmals ein Aufstieg und nach dem Überqueren der Autobahn überrascht mich im Wald eine Mauer mit einem islamischen Tor, das sich dann als ein früherer Friedhof der Mauren erwies. Es ist das erste Mal, dass ich hier an der Nordküste Überreste der maurischen Vergangenheit entdecke. Es handelte sich um frühere Gräber von Marokkanern, die gezwungen wurden, auf der Seite von Franco gegen die Republik zu kämpfen und die in der Schlacht in El Escamplero bei Oviedo als Kanonenfutter eingesetzt wurden. Nun wird die Gegend wieder offener und gibt den Blick auf das Meer frei. Obstbäume und andere Früchte werden angepflanzt und im Dorf stehen als nette Geste Körbe mit der Ernte bereit, wo Pilger und andere Wanderer sich bedienen dürfen. Bald ist mein Tagesziel, ein hübscher Hafen- und Fischerort erreicht.

Samstag 12. September 2015 Luarca – Puerto de Vega 16km 08:00-13:45

Heute war erstmals nach einer Woche ein trüber Tag. Bei der Capilla de San Roque y San Martín in El Chano gibt’s nochmals einen letzten tollen Blick auf Luarca. Gerade als ich nach geraumer Zeit Villuir erreichte, erblickte ich eine Cafeteria und es fing stark zu regnen an und meine Entscheidung war schnell und leicht. Als der Regen nachliess, lief ich wieder weiter durch einzelne kleine Siedlungen und kleine Wege. In Villapedre trennte ich mich vom offiziellen Weg und erreichte nach drei Kilometern den kleinen Küstenort. Mangels ideal gelegenen Pensionen und bezahlbaren Hotels fragte ich kurzerhand am Hafen in einem Restaurant und man offerierte mir dort ein schönes Zimmer zu einem attraktiven Preis. Mit einem Rundgang und einem Provianteinkauf beschliesse ich meinen Tag.

Sonntag 13. September 2015 Puerto de Vega – La Caridad 22km 08:15-17:15

Heute wollte ich nochmals entlang der Küste laufen und deshalb verliess ich den Ort bei der Kirche oder Kapelle Atalaya auf dem gut markierten Europäischen Fernwanderweg E-9, der über 5000km von Portugal bis Estland führt. Zwar ist der Weg länger aber dafür mit wieder wunderbaren Ausblicken auf Klippen und Strände und das Meer. Nach dem Mittagessen in Navia wählte ich wieder den traditionellen Weg durch kleine Orte und als Kontrast zum Vormittag bot sich hier ein schöner Blick auf die Asturischen Berge. Hier gönnte ich mir den Luxus einer Übernachtung in einem sorgfältig restaurierten rustikalen Landhaus.

Montag 14. September 2015 Navia – Tapia de Casariego 23km 08:15-17:15

Wieder wählte ich heute für den ganzen Weg den E-9, den ich nach zwei Kilometern auf der Landstrasse an der Playa de Pormenande erreichte. Besonders gefiel mir dann das Fischerdörfchen Viavélez, der herrliche Blick vom Cabo Blanco, die Lagunas de Salave und kurz darauf der Mirador Punta del Pedrón O el Cabo bei San Antonio. In dieser herrlichen Landschaft tauchen plötzlich Schilder auf wie „Oro No“ und ähnliche, weil hier die kanadische Firma Astur-Gold die grössten, noch nicht ausgebeuteten Goldvorkommen von Europa abbauen will und deswegen grosse Umweltschäden befürchtet werden. Manchmal streifte der E-9 auch kurz wieder den Camino del Norte wie zum Beispiel bei der Kapelle San Pelayo, in Porcia und in Campos sowie auf dem Weg in den Etappenort Tapia hinein. Der Weg E-9 ist hier doppelt so lang, entschädigt aber mit der Nähe des Meeres und dem Rauschen der Wellen mehr als genug. Mitten in Tapia steht auf der Plaza de la Constitución das Denkmal von Fernando Casariego, dem Vater des Ortes.

Dienstag 15. September 2015 Tapia de Casariego – Figueras/Ribadeo 16km 09:00-14:15

Wegen dem Regen eilte es mich am Morgen nicht besonders und genau nach dem Frühstück war es trocken. Bevor es dann ab Ribadeo ins Landesinnere geht, wollte ich heute nochmals profitieren von der Meeresnähe und wählte deshalb immer den Weg E-9, auch wenn dies auch wieder kleine, dafür schönere Umwege bedeute. Besonders in Erinnerungen geblieben sind mir der Playa La Paloma/Esteiro, die Playa Penarronda und die Landschaft bei Espiela. Am Schluss führt der Weg entweder über die Brücke oder nach Figueras, doch leider war das Wasser in der Bucht zu rau, als dass mich ein kleines Boot hätte übersetzen können. Die Wahl zwischen dem Fussweg über die 35 Meter hohe und 600 Meter lange Brücke oder einer kurzen Taxifahrt fiel zu Gunsten der zweiten Variante aus. Hier ist auch die Grenze zwischen Asturien und Galicien erreicht. Der Nachmittag verging rasch bei einem kleinen Stadtrundgang und einem Estrella Galicia 1906, ein herrliches bernsteinfarbiges Bier aus geröstetem Malz und Hopfen der Sorten Perle Hallertau und Nugget.

Mittwoch 16. September 2015 Ribadeo – Vilela 8km 14:15-16:15

Am Vormittag besuchte ich die Touristenattraktion Nr.1 von Ribadeo, die Praia As Catedrais. Diese einzigartige Küstengegend ist zu Fuss in 5 Stunden auf der 17km langen Rota da Costa ab der Praia do Cargadeiro in Ribadeo oder von Juli bis September mit dem zur besten Zeit drei Mal täglich verkehrenden Bus oder mit dem viermal täglich fahrendem Feve-Zug über Esteiro zu erreichen. Die schönsten Anblicke der Felsformationen geniesst man während vier Stunden bei Ebbe. Nach der Rückkehr am Nachmittag reichte es darum nur noch für eine kurze Etappe aus der Stadt hinaus in das ländliche Hügelgebiet mit Ausblicken auf die lange Ria de Eo und den Ort Castropol.

Donnerstag 17. September 2015 Vilela – Vilanova de Lourenzá 21km 08:15-16:15

Leider machte die Bar nicht wie versprochen um acht Uhr auf und deshalb ging es nach einer halben Stunde des Wartens ohne Frühstück auf den Weg. Manchmal erinnert mich die Gegend hier an gewisse dünn besiedelte, hügelige Regionen in der Schweiz. Ein willkommener Höhepunkt am Mittag war ein Kaffeeautomat am Weg; aber auch allgemein war es ein schöner Tag. Das viele Grün der Wiesen und Wälder war eine Augenweide und entschädigte für das Auf und Ab. Das Tagesziel wird dominiert von einer Monumentalkirche mit prächtiger Fassade, die zum im 10.Jh. gegründeten Kloster San Salvador gehörte. Die Fassade gestaltete der gleiche Meister, der auch später diejenige von der Kathedrale in Santiago de Compostela geschaffen hatte.

Freitag 18. September 2015 Vilanova de Lourenzá – Gontán 25km 08:30-17:45

Durch Wälder, Auen und kleine Dörfer geht es aufwärts bis in einem kleinem Tal der Ort Mondoñedo auftauchte. Hier sind die meisten Häuser Schieferbedeckt und auch bei den weiteren Weilern, die ich im Laufe des Tages durchwandere, herrscht dieser Dachtypus vor. Das Wahrzeichen dieses Ortes ist jedoch die alte Kathedrale mit ihrem Kreuzgang. Am Nachmittag geht es immer sanft aufwärts durch ein liebliches stilles Tal, das mich mit den wenigen Häusern mehrmals an die einsameren Tessiner Täler erinnert. Oben angekommen trifft man auf die Autobahn und obwohl der Weg sich nun wieder kilometerweit entfernt, begleitet nun der Verkehrslärm meine Annäherung an das Tagesziel.