Samstag 19. September 2015 Gontán – Vilalba 22km 08:15-16:15

Heute erinnert mich die Landschaft teilweise wiederum an einzelne sehr ländliche Gegenden in der Schweiz. Beim Weg merkt man oft, dass es sich um eine ganz alte Verbindung handelt. Typisch dafür sind Hohlwege, grobes Steinpflaster und mit Jahrhunderten alten Steinplatten abgegrenzte Wiesen und Wälder. Selten trifft man auf Häuser oder Ansiedlungen bis man in die Nähe der Kleinstadt Vilalba kommt.

Sonntag 20. September 2015 Vilalba – Baamonde 20km 07:45-16:00

Mehrmals wanderte ich über sehr alte Brücken und wiederum auf ganz alten Wegen. Ab und zu kreuzt der Weg auch die Nationalstrasse und die Autobahn; ansonsten fühle ich mich weit abseits der Zivilisationszentren und geniesse das Gezwitscher der Vögel und die Natur. In Baamonde überraschen der Garten und das Museum vom lokalen Künstler Victor Corral Castro, der ausser in Spanien auch in New York und Genf seine Werke schon ausgestellt hatte sowie die schöne romanische Kirche aus dem 12.Jh. mit daneben stehendem 500 Jahre altem Edelkastanienbaum. Nun sind es nur noch wenig mehr als 100km bis nach Santiago und das entspricht gerade der Minimaldistanz, die man Pilgern muss, damit einem die Sünden vergeben werden und man das Zertifikat, genannt Compostela erhält. Das ist der Grund, warum jetzt viel mehr Personen unterwegs sind als bisher.

Montag 21. September 2015 Baamonde – Laguna 13km 08:00-14:00 + Ausflug nach Miraz 2x 2km

Nach den ersten drei Kilometern entlang der wenig befahrenen Nationalstrasse führten die Pfade oft durch ausgedehnte Waldgebiete. Die einsam im Wald stehende alte gotische Kapelle San Alberte war eine kurze Pause wert. Ab und zu streifte man kleine, aus wenigen Häusern bestehende Orte. In Seixón de Abaixo treffe ich auf ein Atelier eines Steinbildhauers, der früher auch in Südamerika lebte und das bei einigen Werken unschwer zu erraten war. Am Nachmittag grüsste in Seixón de Arriba eine romanische Kirche aus dem 12.Jh. Auch mein Etappenort bestand nur aus einigen wenigen Häusern und nach dem Mittagessen gönnte ich mir noch einen Spaziergang zum Nachbarort Miraz.

Dienstag 22. September 2015 Laguna – Sobrado dos Monxes 28km 07:30-16:30

Wunderbare Heidelandschaft mit Erika und nochmals blühender Ginster begleiteten den Weg am Vormittag. Am Nachmittag wechselten Viehweiden und Wald sich ab und mehrheitlich ging es über kleine Strassen und mit 716 MüM erreichte ich heute den höchsten Punkt des ganzen Camino del Norte. Der Zielort wird dominiert vom ersten Spanischen Zisterzienserkloster. Es wurde im 12.Jh. erbaut, aber später wieder verändert.

Mittwoch 23. September 2015 Sobrado dos Monxes – Arzúa 22km 08:30-17:00

Morgentau, Waldwege, Viehweiden, winzige Dörfchen bilden die gewohnte Kulisse bis ich gegen Mittag auf die erste Bar an einer Strassenkreuzung treffe. In Boimorto, für diese Gegend ein grösserer Ort, reicht mir eine Einwohnerin frisch gepflückte Birnen. Ab und zu ziert auch eine kleine alte romanische Kirche ein Dörfchen. Am Nachmittag spaziere ich zum wenig abseits des Weges gelegenen Pazo de Santa Maria aus dem 18.Jh. und erfrische ich mich auf der Terasse mit einer Orangenlimonade und lasse mein Auge in die grüne Landschaft schweifen. Bald fand ich auch wieder den Weg und erreiche den schon städtisch wirkenden Ort meiner Übernachtung.

Donnerstag 24. September 2015 Arzúa – Pedrouzo 20km 08:45-16:00

Viel auf Waldwegen, zweimal ein kleines Stück entlang der Nationalstrasse und ab und zu durch Dörfchen führt der Weg durch wieder zunehmend dichter besiedelte Gebote in Richtung Santiago. In Arzúa treffen der Camino del Norte und der Camino Frances zusammen und letzterer ist bei Pilgern immens beliebter und deswegen fühlt man sich ab jetzt auf dem Weg nie mehr einsam. Im Ganzen auf allen Wegen zusammengezählt treffen in diesem Monat jeden Tag etwa 1250 Pilger in Santiago ein. In Pedrouzo rät man mir zur, von mir hier auf dem Weg nicht beliebten und deswegen ignorierter Eile bei der Herbergsuche. Erst in einer kleinen, netten Pension am Ortsausgang erhielt ich dann noch das letzte verfügbare Zimmer. Also war mein Zeitmanagement optimal.

Freitag 25. September 2015 Pedrouzo – Santiago de Compostela 21km 08:00-15:00

Der letzte Tag präsentiert sich nochmals als idealer Wandertag durch überraschend viel Natur bis zum Flughafen. In vier Tagen werde ich um etwa diese Zeit hier anfliegen. Die nächste Bar ist meiner Ansicht nach übervoll mit Pilgern und ich laufe deshalb weiter nach Lavacolla, wo ich 200 Meter abseits des Weges ein ideales ruhiges Hotel für meinen Pausenkaffee finde. Am Monte de Gozo sieht man erstmals das Ziel Santiago und da ist ein kurzer Halt fast obligatorisch. Ab hier wird es rasch städtisch und gleichzeitig auch Zeit für ein Mittagessen. Nachher bin ich nach einer guten halben Stunde mitten auf dem Obradoiro-Platz vor der Kathedrale. Nach einem Stadtbummel fahre ich am Abend mit dem Zug nach Pontevedra, wo ich das Wochenende in den Rias Baixas (was frei übersetzt "untere Buchten" heisst) verbringen werde. Bei dieser Fahrt überquerte ich auch die längste Stahlbrücke Europas (1620 m) und mit der, für Brücken dieser Bauart weltweit grössten Spannweite (240 m) zwischen den Brückenträgern.

Samstag 26. September 2015 Pontevedra und Rias Baixas (Besichtigungstag)

Gestern Abend besuchte ich den schmucken Altstadtkern von Combarro und ass in einem der feinen Restaurants direkt an der Bucht von Pontevedra. Am Morgen stand zuerst ein Halt im mondänen Ferienort Sanxenxo auf dem Programm und weiter ein Besuch der Kapelle A Lanzada, wo Frauen im Meer sieben Wellen abwarten müssen und anschliessend für eine Schwangerschaft beten können. Oft schon hat das zu Erfolg geführt. Auf der Halbinsel O Grove laden schöne Strände und einzigartige Küstenlandschaften zum Verweilen ein. Nach dem Mittagessen ging’s über eine Brücke zur Insel A Toxa oder La Toja, die besonders ab den 20er-Jahren sehr beliebt war für gehobene Badefreuden in den noblen Hotels. Die Pflegelinie "La Toja" wird aber heute nicht mehr dort, sondern in Barcelona hergestellt. Der nächste Höhepunkt war Combados, wo erstmals die Albariño-Rebe angepflanzt wurde. Hier glaubt niemand an die Legende, dass Mönche die "kleine Weisse vom Rhein" vom Elsass hierher gebracht hatten. Kürzlich durchgeführte Forschungen bezeugen, dass die Rebe von hier stammt. Beeindruckend neben den vielen Läden und Restaurants mit Albariño-Wein war die Kirchenruine von San Martin, der malerische Altstadtkern und ganz in der Nähe die Ruine des Leuchtturms von San Sadurniño. Ein kleines Abendessen in Vilanova beschliesst den heutigen Tag.

Sonntag 27. September 2015 Pontevedra und Rias Baixas (Besichtigungstag)

Heute besuche ich die weite Bucht von Arousa und machte zuerst in Vilanova de Arousa Halt für den Besuch des Museums vom Autor Ramón María del Valle-Inclán. Dieser in Spanien äusserst berühmte Autor ist für mich eine Neuentdeckung und ein weiteres Befassen mit dieser interessanten Person reizt mich. Wie gestern O Grove ist auch die Insel Illa de Arousa ein beliebter und sehenswerter Ort und das Mittagessen am Leuchtturm am äussersten Punkt "Punto Caballo" direkt am Meer ist unvergesslich. Den Abschluss des Tages bildete der Besuch des Klosters Almenteira und die Rückfahrt über Pontevedra nach Santiago de Compostela.

Montag 28. September 2015 Santiago de Compostela (Einkaufs- und Besichtigungstag) und

Dienstag 29. September 2015 Santiago de Compostela – Winterthur-Seen (Reisetag) 07:45-13:45

Heute lasse ich meine vier Wochen Spanienaufenthalt ausklingen und habe Zeit für Einkäufe von Jamón Serrano, Käse und weiteren feinen Spezialitäten sowie für gemütliches Bummeln durch die Altstadt. Am Abend genehmige ich einen für mich legendären Abschiedstrunk, ein Cuarenta y Tres con Leche. Morgen geht es mit dem Bus zum Flughafen und nach 35 Minuten des Wartens in der Check-in-Schlange laangsaam durch die weiteren Flughafenprozesse. Den zum Voraus gebuchten Sitzplatz konnte mir die Swiss nicht geben. Auch die Biswind-Lage in Zürich und die Verhinderung von Südstarts durch die dortigen Politiker führen als Konsequenz zu weiteren 30 Minuten des Wartens vor dem Start und schlussendlich zu einer zusätzlichen Warteschlaufe und zu einer Landung in Zürich 50 Minuten zu spät.