Samstag 16. März 2013 Monterrubio de la Serena – Castuera 18km 09:15-14:30

Mehr oder weniger geht es heute gerade aus und man kann sich fast nicht verlaufen. Zuerst überwiegen Olivenhaine und später wieder Weideland. Plötzlich liegen riesige Steinblöcke in den Wiesen und ergeben ein abwechslungsreiches grün-graues Muster. Castuera liegt auf einem kleinen Hügel und bietet eine Aussicht auf eine weite Ebene. Meine Ankunftszeit liegt gerade richtig für ein Mittagessen, doch es war so üppig, dass ich nachher als Verdauungsspaziergang den nahen Hügel mit den Sendemasten und der noch schöneren Aussicht erklimmen will. Dabei fällt mir eine neue Nutzung landwirtschaftlicher Flächen auf: ein grosser Solarzellenpark mit einer Spitzenleistung bis 26MW, welcher 13‘500 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen kann. Etappenhöhenmeter unbedeutend

Sonntag 17. März 2013 Castuera – Campanario 23km 08:50-17:50

Heute ist trübes Wetter, der Weg und die Gegend ist aber schön. Bald einmal muss ich für kurze Zeit die Pelerine anziehen. Auch ein Fluss sorgt wieder einmal für eine Herausforderung. Ich finde aber eine Lösung, wie ich ihn trockenen Fusses überqueren konnte. Irgendwo in der Landschaft halte ich Mittagsrast und später zeigt sich sogar die Sonne, sodass ich denke, das bleibt so für den Rest des Tages. Dennoch vergeht keine Stunde und der Himmel wird immer dunkler und ein Gewitter überrascht mich. Zum Glück ist ein Haus in der Nähe, wo ich auf der Terrasse unterstehe. Sofort kommt der Hausherr heraus, aber er fragt nicht, was ich hier mache, sondern er bittet mich ins Haus hinein. Am Cheminée darf ich mich wieder trocknen und die Hausfrau serviert mir Schinken, Käse, Brot, Wein und am Schluss Kaffee. Wie bin ich jetzt doch froh, letztes Jahr sechs Wochen etwas Spanisch gelernt zu haben. Als nach einer halben Stunde der Regen vorbei ist, verabschiede ich mich wieder, aber eine kleine Dankbarkeit meinerseits wird vehement abgelehnt. Nun ist es noch ein kurzer Weg in den Ort und von dort noch eine halbe Stunde zur originellen Bar y Albergue Rural de la Estacion im ehemaligen Lagerschuppen und Bahnhofsgebäude an der heutigen Bahnlinie Badajoz-Cabeza del Buey. Etappenhöhenmeter unbedeutend

Montag 18. März 2013 Campanario – Don Benito 26km 08:10-18:10

Das Frühstück wird mir in der Bar am Vorabend mitgegeben, der Milchkaffee in der Thermosflasche ist auch am Morgen noch schön warm und so geniesse ich es im Salon des umgestalteten Bahnhofgebäudes. Das Wetter ist wieder herrlich. Nur ein Bach trübt etwas meine Laune, doch ruft mir ein Bauer zu, dass es 250 Meter weiter hinten eine Brücke hat. Sie liegt mitten in den Wiesen und Äckern und war vom Weg aus kaum sichtbar; aber mein Tag war gerettet. Weiter geht es am malerischen kleinen Stausee Embalse de Paredon mit einer Vielzahl an Wasservögeln und später an einer archäologischen Ausgrabungsstätte mit Funden aus dem 6.-5.Jh.v.Chr. vorbei. Voraus liegt mein Ziel für das Mittagspicknick: der Burghügel von Magacela. Der Extraweg belohnt mich mit einer grandiosen 360-Grad-Rundsicht. Der Weg führt mich weiter nach La Haba und es ist die richtige Zeit für einen Café Cortado in einer Bar. Nun wird die Gegend wieder etwas gewellter und die Farben der Äcker und Wiesen in braun und grün ergeben am späten Nachmittag ein faszinierendes Farbenspiel, welches mich zu einem gemütlichen Ausklingen des Tages verführt. Etappenhöhenmeter 170

 

Dienstag 19. März 2013 Don Benito – Medellín 11km 14:00-16:45

Heute ist ein Regentag und das richtige Wetter für Vormittagsbesuche des Casa de la Cultura mit einem Internet-Zugang und für das sehenswerte Völkerkundemuseums im früheren feudalen Wohnhaus eines Grafen. Nach dem Mittagessen breche ich auf. Die Strecke ist leider wenig interessant; dafür ist schon bald der Hügel von Medellín mit der Burg aus dem 10. -16.Jh. sichtbar. Der Ort liegt am Fluss Guadiana und ist römischen Ursprungs. Zeuge dafür ist auch die schöne, mehrmals restaurierte römische Brücke. Beim Bummel durch den Ort wird einem zudem bewusst, dass dies der Geburtsort des Eroberers des Aztekenreiches Hernán Cortés ist. In der Umgebung fand später auch eine Schlacht statt im sogenannten Spanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die napoleonischen Truppen. Etappenhöhenmeter unbedeutend

Mittwoch 20. März 2013 Medellín – San Pedro de Mérida 27km 08:40-17:45

Eigentlich wollte ich heute nach 17km in Torrefresneda übernachten, doch der Tag war zu schön für eine so kurze Etappe. Am Vormittag lief ich entlang von Bewässerungskanälen in Richtung Santa Amalia und kam zur Erholungsarea „Charca el Voluntario“ mit malerischen Teichen, Inseln, Brücken, Bäumen, Bänken und Tischen. Das war der richtige Ort für eine ausgedehnte Pause. Noch einige Zeit begleiteten mich die Bewässerungskanäle, bis ich unausweichlich zur Nationalstrasse N-430 kam und eine Stunde auf dessen Seitenstreifen laufen musste. Dafür genoss ich später im „El Hogar de Torrefresneda“ ein sehr gutes Menú del Dia. Der restliche Weg verlief in der Nähe der Autobahn, die ich aber weniger störend empfand. Man merkt eben, dass man langsam in die Nähe von Mérida, der Hauptstadt der Extremadura kommt. Vor San Pedro zweigt der Weg wieder etwas ab direkt ins Dorf, das offensichtlich auch ein beliebter Ort für einen Zwischenhalt der Fernfahrer ist. Etappenhöhenmeter unbedeutend

Donnerstag 21. März 2013 San Pedro de Mérida – Mérida 17km 09:15-14:30

Heute ist der letzte Wandertag und nochmals schönes Wetter. Die Landschaft zeigt sich leicht gewellt und der Weg geht dann später mitten durch das Dorf Trujillano. Es ist die richtige Zeit für einen „Znünikaffee“ in einer typischen, einfachen spanischen Bar und etwas Wehmut erfüllt mich wegen dem baldigen Ende meiner Zeit in Spanien. Bei der Dorfkirche schaue ich noch etwas den Störchen zu. Ab hier geht nun der Weg wieder durch Wiesen, Olivenhaine und Äcker und bald ist der Stadtrand von Mérida sichtbar. In Mérida war ich bereits einmal im 2010 und doch sehe ich mir nochmals nach dem Mittagessen das imposante römische Amphitheater und Theater an bevor es mich nachher an den Fluss Guadiana mit der Alcazaba Árabe und der Römerbrücke zieht. Das ist die längste aus der Antike erhaltene Brücke, war ursprünglich 755 Meter lang und besass 62 Bögen. Von hier eröffnet sich ein schöner Blick auf die eindrückliche, moderne Lusitania-Brücke des Architekten Santiago Calatrava. Etappenhöhenmeter unbedeutend

Freitag 22. März 2013 Badajoz

Nach einer Fernwanderung merkt man, dass man auch der Seele Zeit geben muss zur Rückreise und viele fahren deshalb bewusst entweder mit dem Bus oder Zug nach Hause. Ich fliege aber gerne und plane dafür noch einige Reservetage ein für den Abschluss meiner Wanderung. Heute fahre ich mit dem Zug in das etwa ¾ Stunden entfernte Badajoz in der Nähe der portugiesischen Grenze. Die Provinzhauptstadt ist mit etwa 150‘000 Einwohner fast 3x grösser als Merida. Vom Bahnhof gelange ich in etwa 20 Minuten zur berühmten Puente de Palmas und dem Tor. Weiter treffe ich auf meinem Rundgang auf das architektonisch bemerkenswerte Telegrafenamt, die Plaza Alta und die Alcazaba Árabe, die Plaza España, die Kathedrale und das Carneval-Museum.

Samstag 23. März 2013 Mérida

Heute ist wieder ein regnerischer Tag und ich will zuerst das römische Museum besuchen, wo Pensionierte von einem Gratis-Eintritt profitieren. Doch an der Kasse heisst es: „Suiza NO! – Sólo jubilados de la Unión Europea“. Ja, wann endlich macht die Schweiz den längst fälligen Schritt zum Beitritt in die Europäische Union? Den Rest des Tages verbringe ich mit einigen weiteren Besuchen und Einkäufen.

Sonntag 24. März 2013 Mérida und Villanueva de la Serena

Am Vormittag laufe ich zum römischen Acueducto de los Milagros, ein stolzer 25 Meter hoher Aquädukt von 830 Meter Länge, auf dem Wasser vom 5km entfernten Stausee in die Stadt geleitet wurde. Weiter besuche ich den Circo romano, ein Platz von 400 Metern Länge und Tribünen für 30‘000 Zuschauer, auf welchem beliebte kostenlose Feste wie Wagenrennen, Tierhetzen und Pferderennen sowie feierliche Prozessionen stattfanden. Am Mittag fahre ich mit dem Zug in das etwa ¾ Stunden entfernte Villanueva de la Serena. Die Kleinstadt hatte früher grössere Bedeutung als heute und liegt im Schatten des benachbarten, grösseren Don Benito. Der Ort ist auch Ausgangspunkt eines Rad- und Wanderweges auf dem früheren Trassee einer Bahnlinie nach Logrosán in der Nähe des weltberühmten Klosters Guadalupe, dem Namensgeber für die gleichnamige Inselgruppe in der Karibik.

Montag/Dienstag 25./26. März 2013 Mérida – Madrid – Winterthur

Heute beginnt die Rückreise mit dem Zug nach Madrid. Zuerst geht es entlang der Via de la Plata nach Cáceres, zum Tajo-Stausee Embalse de Alcántara und nach Cañaveral. Von hier zweigt die Strecke ab quer über das Land nach Madrid. Es ist eine Rückkehr in eine mir bereits bekannte Stadt. Ich liebe mein Hostal gegenüber dem Haus, in dem Cervantes lebte und gestorben ist und gegenüber dem Hitchcafé mit vielen Fotos von Alfred Hitchcock. Mein Stadtbummel führt mich zum Mercado Antón Martín, zur Gran Via, zur Plaza España, zur Puerta del Sol und zur Plaza Mayor. Am nächsten Morgen mache ich gemütlich auf zum Flughafen. Leider hat dieses Mal easyJet ½ Stunde Verspätung und die Bahn von Basel ergänzt dies wegen einem Lokdefekt nochmals um eine weitere ½ Stunde. Alle Passagiere wechseln den Zug gemäss Ansage nur ich nehme den TGV 3 Minuten später und geniesse ein freies 4-er-Abteil.