Die Via Augusta war eine wichtige Römerstrasse und führte als Verlängerung der Via Domitia aus Rom von den Pyrenäen entlang dem Mittelmeer über Tarragona, Cartagena, Córdoba und Sevilla nach Cádiz. Die Strecke von Cádiz nach Sevilla ist heute mit den typischen gelben Jakobswegpfeilen markiert und wird von Pilgern von der Küste zum Anfang der Via de la Plata auf dem Weg nach Santiago de Compostela benützt.

 

Samstag 22. März 2014 Cádiz – Puerto Real 29km 08:00-17:45

Vom ersten gelben Pfeil am Boden bei der mittleren Palme vor der Santiago-Kirche neben der Kathedrale geht mein Weg los durch die Altstadt und dann alles den Stränden von Cádiz entlang. Auf der Landenge, die Cádiz mit San Fernando verbindet, sind Strasse, Bahnlinie und Strand immer in Sichtweite und das Meeresrauschen ist eine angenehme Begleitung. Weiter entlang der Bucht und dem Parque Natural de Bahia de Cádiz wähle ich den mir empfohlenen Weg links der Bahnlinie. Die Region beherbergt eine reichhaltige Fauna und ist geprägt von den früheren, bereits von den Phöniziern geschaffenen Salinen. Nach Meadero de la Reina und Jarana erreiche ich bald Puerto Real, wo ich in einem Hostal mitten in der Altstadt übernachte. Speziell ist, dass ich von Cádiz gar nicht weit wegkomme. Immer wieder ist es über die grosse Bucht hinüber sichtbar und das wird auch morgen nicht anders sein. Den Tag beschliesse ich mit einem Bummel entlang der Meerespromenade. Der Ort war schon in prähistorischer Zeit besiedelt, erlangte aber erst nach der Reconquista Bedeutung, als ein (wie der Name sagt) „königlicher Hafen“ angelegt wurde.

Sonntag 23. März 2014 Puerto Real – El Puerto de Santa Maria 14km 08:30-13:30

Heute ist Sonntag und ich will mir am Ziel ein Menú del día gönnen, anschliessend etwas in der Stadt spazieren und auch morgen Zeit haben, um mir Jerez anzusehen. Darum plane ich jetzt zwei kürzere Etappen. Ich verlasse den Ort durch eine schöne Fussgängerzone in Richtung Universität. Bald fällt mir eine grosse Airbus-Werkhalle auf der linken Seite des Weges auf, wo die Flügel für die Höhenleitwerke (Heckflügel) für alle Airbus-Typen endmontiert und getestet werden. Hightech am Jakobsweg! Bald gelange ich zum „Parque metropolitano Marisma de los Toruños y Pinar de la Algaida“, ein parkähnlichen Wald mit schönen Wegen, Rastplätzen, Turngeräten, Pinien, Pistazien und vielen anderen Pflanzenarten. Eine Holzbrücke führt über den Río de San Pedro zu einem, an Wochenenden geöffneten Verpflegungskiosk; gerade richtig für meinen „Znünikaffee“! Die Gegend wird offener und schon sehe ich den nächsten Ort Valdelagrana. Er ist bekannt für seinen ausgezeichneten Strand, die Freizeitmöglichkeiten im Naturpark und die frühere Salzgewinnung. Nun geht’s zum Abschluss an der relativ stark befahrenen Strasse entlang. Im Verkehrskreisel Plaza de las Américas steht eine Replik der Karavelle La Niña, des kleinsten der drei Schiffe, mit denen Kolumbus 1492 auf seine Entdeckungsreise ging. In El Puerto de Santa Maria zeichnete Juan de la Cosa, der mit Kolumbus an drei Amerikaexpeditionen teilnahm, im Jahre 1500 die erste Landkarte von Amerika. Zudem wählte Kolumbus diesen Ort aus für den Start seiner zweiten Amerikaexpedition. Schöne Paläste früherer Handelsherren, ehemalige Klöster, der Brunnen am Quai wo die königlichen Galeeren jeweils Wasser fassten, Sherry-Bodegas, das Gebäude des alten Fischmarktes, die Burg und weitere Sehenswürdigkeiten sind lohnenswerte Zeile auf meinem Rundgang.

Montag 24. März 2014 Puerto Real – Jerez de la Frontera 13km 08:30-13:30

Heute gibt es zum letzten Mal einen Blick zurück auf Cádiz und den Atlantik und unübersehbar ist der Wechsel ins Gebiet des Sherrys mit seinen riesigen, landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die überlebensgrossen Osborne-Ochsen stehen an gut sichtbaren Stellen in der Landschaft und machen Lust auf einen Fino oder Manzanilla zum Essen oder auf einen Oloroso, Cream oder Pedro Ximénez zum Abschluss. Bald schon ist Jerez mit seiner markanten Kirche San Miguel in Sicht und wie oft scheint die Distanz kürzer als sie in Wirklichkeit ist. Nach dem Hotelbezug und dem Mittagessen begebe ich mich auf den Stadtrundgang, vorbei am Alcazar, der Santiago-Kirche, der Markthalle, dem Gebäude Gallo Azul der Weinkellerei Domecq, dem Bahnhof im Renaissance-Stil mit Mudejar-Elementen und zu den verschiedenen schönen Plätzen und Gassen in der Altstadt.

Dienstag 25. März 2014 Jerez de la Frontera – El Cuervo de Sevilla 26km 07:15-17:00

Der Weg zur Stadthinaus auf grossen bereiten Strassen und mit einer durch herrlich duftende, blühende Bäume abgetrennten Zone für Fussgänger und Radfahrer ist sehr angenehm zu gehen. Nachher geht es über Land zuerst entlang der neuen Eisenbahnlinie und am Flughafen vorbei, um dann für längere Zeit auf einem Feldweg entlang der Autobahn zu führen. Zur Servicestation mit Laden und willkommenen Cafeteria bei der Laguna del Cuadrejon kann man jetzt bequem durch ein Tor gehen und muss nicht mehr mühsam über den stets niedergetrampelten Zaun steigen. Allmählich wird der vorherrschende Ackerbau wieder grossflächig mit Rebbau ergänzt und bei der Laguna de los Tollos lädt ein Park mit schattigen Bänken und Tischen zu einer letzten Rast des Tages ein. Vorbei an der Ermita de Nuestra Señora del Rosario und weiter entlang der Lagune erreiche ich bald El Cuervo, wo ich in einem Hotel übernachte.

Mittwoch 26. März 2014 El Cuervo de Sevilla – Las Cabezas de San Juan 28km 07:15-16:30

Auf einer Naturstrasse an kleinen Bauernhöfen vorbei geht mein Weg zuerst nach dem Ort Lebrija. Überraschend gleicht der Turm der Kirche Nuestra Señora de la Oliva jenem von der Kathedrale in Sevilla, der Giralda und darum wird der hier auch La Giraldilla genannt. Nach einer kleinen Stärkung ziehe ich weiter zur Ermita de San Benito und zum Stausee Balsa de Melendo. Etwas weiter gelange ich nun zum Canal del Bajo Guadalquivir. Das ist ein 158km langer Bewässerungskanal, der etwas oberhalb von Sevilla beginnt und am Schluss in diesen Stausee mündet. Er dient zur Bewässerung von etwa 80‘000 ha Land und wurde zwischen 1940 und 1962 während der Franco-Diktatur von bis zu 10‘000 Gefangenen gebaut. 2006 wurde der Kanal auf einem Teilstück in Canal de los Presos (Kanal der Gefangenen) umbenannt. Bald kommt Las Cabezas in Sicht, doch geht es noch etwas weiter dem Kanal entlang und dann über Feldwege langsam dem Ziel zu. Die Gesamtheit der Häuser am Hügel macht auf mich einen arabischen Eindruck. Nachdem ich mein Appartement bezogen hatte, schlenderte ich noch etwas hinauf in den Stadtkern und genoss den Sonnenuntergang über der Ebene.

Donnerstag 27. März 2014 Las Cabezas de San Juan – Utrera 29km 07:15-17:15

Am eindrücklichsten fand ich heute die weiten Ebenen mit Wiesen und Äckern. Längere Zeit führte der Weg entlang der neuen Eisenbahnlinie und zweimal kreuzte er auch wieder den Canal del Bajo Guadalquivir. Zufrieden erreichte ich gegen Abend das Stadttor von Utrera, die Puerta oder Arco de la Villa und gelangte zur dominierenden Burg und zur Santiago-Kirche. Schöne Plätze schmücken das Bild des Städtchens, das ich nach dem Hotelbezug nochmals erkunde.

Freitag 28. März 2014 Utrera – Alcalá de Guadaíra 20km 07:15-14:00

Heute ist ein trüber Tag und es regnet bis am Nachmittag. Ich geniesse einen letzten Kaffee am Ortsende und laufe dann mit nur einer kurzen Pause direkt bis Alcalá und suche ein Restaurant zum Mittagessen. Bei Sonne, so denke ich, wäre es sicher eine wunderbare Etappe gewesen! Bevor ich zur Herberge etwas ausserhalb der Stadt laufe, bummle ich zur grössten Burganlage der Almohaden in Spanien mit der Kirche Santa Maria del Àguila innerhalb der Burgmauern, zur Villa San José, zur Santiago-Kirche, zur hübschen Plaza el Duque und zur Brücke Puente Carlos III, die möglicherweise römischen Ursprungs ist, aber wegen der Kraft des Flusses Guadaíra schon mehrmals stark restauriert werden musste.

Samstag 29. März 2014 Alcalá de Guadaíra – Sevilla 17km 08:30-12:30

Von der Herberge her laufe ich zurück in die Stadt und verlasse diese bei der berühmten, an Antonio Gaudí erinnernden Puente del Dragón. Sie stammt vom Ingenieur José Luis Manzanares wie auch die 1991 gebaute Puente del Santísimo Cristo de la Expiración (El Cachorro) in Sevilla. Es geht zum Flussuferweg und zur Molino de Realaje mit mittelalterlichem Ursprung und stets begleitet mich nun morgendliches Vogelgezwitscher. Später komme ich noch an Resten von weiteren einzelnen früheren Mühlen vorbei und kurz vor Sevilla führen riesigen Betonröhren mit einem Steg über den Fluss. Meine Vermutung, dass es sich hier wieder um den Canal del Bajo Guadalquivir handeln muss, erweist sich dann als richtig. Eine Mischung aus Landwirtschaft, Industrie und Stadtrandbehausungen künden die Hauptstadt Andalusiens an. Durch Vorortsviertel, den Park Amate, über die Gran Plaza und die grosse Strasse Eduardo Dato erreiche ich das Zentrum mit der Kathedrale. Ich verbringe den Nachmittag mit einem kleinen Rundgang, fahre nachher mit dem Bus zum Bahnhof Santa Justa und nehme den 5-Uhr-Zug nach Huelva. Dort werde ich mir am Sonntag die Stadt ansehen und am Montag den Camino del Sur nach Zafra beginnen.

Ergänzende Detailinfos in Kurzform (2 Seiten; PDF-Dokument 100kB)

Ergänzende Wegbeschreibung (mit Unterkünften, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Banken)

https://www.dropbox.com/s/v59qhuu8f21v55t/TIPPS%20f%C3%BCr%20die%20Via%20Augusta.pdf